Auf nach Georgien

Da sind wir wieder 🙂 Diesmal wie angekündigt aus Tbilisi, wo wir schon seit dem 24. Juni sind. Die letzten Tage haben wir mit Radreparaturen, Radläden abklappern, Visum beantragen, Sight seeing und Faulenzen verbracht. Bei bis zu 40°C (und mind. 37°C) ist es mit unserer Aktivität nicht so weit her 😉 Aber nun die Zusammenfassung der letzten Tour-Tage:

Abfahrt aus unserem Otel in Ardahan gegen halb 10, mittlerweile habe ich auch einen Platten, allerdings lässt es sich noch gut fahren, wenn wir regelmäßig aufpumpen.. so fahren wir erstmal weiter Richtung Grenze. Nach 40 km haben wir Çıldır erreicht, kaufen was zu Essen ein und an der nächsten Tankstelle müssen wir dann doch mal den Reifen flicken. Natürlich nicht ohne Çay 😉 .  Ein Gewitter grollt mal wieder hinter uns, aber das Wetter hält sich. Dann machen wir unsere Futterpause auf einer Weide, nach kurzer Zeit kommt eine Schafsherde und einige Hunde angedackelt. Die weitere Fahrt geht nochmals bergauf, mittlerweile kommen uns schon viele georgische LKWs entgegen. Gegen 17 Uhr wird das Wetter ungemütlicher, bis zur Grenze sind es noch ca. 15 km und wir beschließen, oben auf dem Berg zu übernachten, hier gibt es frisch gebaute Pavillons aus Holz, perfekt zum Unterstellen und trockenem zelten 🙂 Einen persönlichen Wachhund haben wir auch! In der Nacht wird es kurz gruselig, als vier, fünf Schüsse die Stille zerreißen und danach unser Wachhund leise knurrt.. aber sonst passiert zum Glück nichts und wir können weiterschlafen.

Am nächsten Morgen geht’s dann frisch auf zur Grenze, es ist ein bisschen regnerisch und leider versucht uns der süße Hund zu verfolgen.. zum Glück fahren wir bergab und sind zu schnell für ihn. Der Grenzübertritt ist wieder ganz easy. Bei der Einreise in Georgien gibt es nur eine kurze Verwirrung, da wir nicht mit unserem Reisepass in die Türkei eingereist sind, aber dann sind wir schon “drin” :). Und schon muss die Uhr wieder eine Stunde vorgestellt werden! Der Baustil der Häuser ist ganz anders als in der Türkei, alle Häuser sind aus einer bestimmten Steinart gebaut, es gibt keine Moscheen mehr und mit Çay ist nun auch Schluss.. Brunnen sind nicht mehr so dicht gesät wie in der Türkei und die Tankstellen sind kleiner und rumpeliger. (Tankstellen waren in der Türkei auch für uns wichtige Anlaufstellen für Luft, Wasser, Klo und Süßigkeiten 🙂 ). Kurz hinter der Grenze sehen wir einen riesigen Vogel in der Luft – einen Pelikan 🙂 Die erste nennenswerte Stadt erreichen wir gegen 13 Uhr. Als wir kurz zwecks Orientierung stehen bleiben, hält plötzlich ein Auto neben uns. Ein Mann springt raus, unter seinem Arm ein kleines Kind. Er stürzt auf uns zu, und stellt seinen Sohn zwischen unsere Fahrräder, zückt sein Smartphone und macht begeistert ein Foto “спасибо – spaßiba (Danke)”, dann ist er genau so schnell wieder verschwunden, wir können ihn gerade noch nach der Richtung ins Stadtzentrum fragen ^^. Alles ist nun wieder sowjetisch, abgerissene Häuser, es erinnert uns an Bulgarien und Serbien und alles fühlt sich schon sehr bekannt an 🙂 In Akhalkalaki bricht ein Regenschauer der Güteklasse A los, wir können uns gerade noch in einem Park unter eine Überdachung flüchten.. Nach 30 Minuten regnet es nur noch leicht und wir fahren weiter, decken uns mit georgischem Lari ein und essen erstmal etwas (eine Art Käsepizza und ein Dürüm). Danach können wir ohne Regen weiterfahren und finden abends sehr leicht einen Campingplatz an einem See.

Am nächsten Morgen bemerkt Max, dass er einen Riss in der Felge hat.. kurzes Gruseln.. hält das Rad noch durch?? Max fährt nun etwas vorsichtiger und zum Glück geht es ganz gut. Zum Frühstück halten wir in einem überraschend gut ausgebauten Café in einem Dorf, am Straßenrand liegen noch SCHNEEreste 😀 .. wir bestellen Rührei, Salat, Brot und Käse. Lecker, die Laune hebt sich. Dann bekommen wir noch Besuch von einem Amerikaner-Radler, der unsere Räder draußen gesehen hat. Er ist in Paris gestartet und für ihn ist Georgien erstmal eine Sackgasse, da er nicht in den Iran einreisen darf und in Armenien war, so dass er auch nicht nach Aserbaidschan einreisen kann.. Aber davon lässt er sich natürlich nicht die Laune verderben 😉 Es geht nochmals bergauf, die Gegend ist schön und man sieht öfter Schneeberge in der Ferne. An einer Steigung stehen drei kleine Mädchen am Straßenrand/Grundtücksrand, warten bis wir auf ihrer Höhe sind und singen dann im Chor “Gama-dscho-ba, Gama-dscho-ba (Guten Tag) ” -Süß 🙂 Wir treffen auf den nächsten Radler, David (Österreich), der schon seit 2017 unterwegs ist und gerade “nur zum Spaß” mit kompletten Gepäck durch die Berge um Tbilisi fährt :D. Am Nachmittag ereilt uns mal wieder ein Gewitter und wir suchen unter einer Bushaltestelle Unterschlupf, wo bereits ein Radlerpärchen (geschätzt >65 Jahre) steht. Die beiden kommen aus der Slowenien und machen Urlaub in Georgien. Sie warnen uns vor einem garstigen Köter, der auf unserer Route noch kommt..und tatsächlich kommen wir nach der Weiterfahrt an einem Grundstück vorbei, wo ein großes Biest schon auf der anderen Straßenseite auf uns wartet. Wir sehen ihn aus der Ferne und ich sammele schonmal schön große Steine ein, die ich auch nach dem Vieh werfe und so noch davon komme.. Max wird allerdings eingekesselt, es kommt noch ein kleinerer Mistköter dazu und die beiden belagern Max und springen immer wieder in seine Richtung. Zum Glück kommt dann ein Auto in Gegenrichtung angefahren und hupt und fährt die Köter an die Seite, bleibt auch erstmal stehen, sodass auch Max dann das Weite suchen kann.. Nervig und richtig häßlich sind diese aggressiven Hunde…Grrrml. Danach lenken uns die Regenbogen wieder ab und die Fahrt ist schön, mittlerweile geht es auch wieder bergab :). An einem Brunnen gibt es auch ein kleines Restaurant und wir beschließen, hier noch etwas zu essen. Als wir weiterfahren wollen bieten uns die Restaurantbesitzer an, dass wir auf dem Gelände übernachten können. Schön 🙂 Und es gibt Hundewelpen und einen Wolfswelpen, den sie gefunden haben..

Am Morgen gibt es noch einen Kaffee und einen Tee für uns und dann fahren wir entspannt weiter bergab. Danach müssen wir uns aber nochmal einen Berg (ca. 300 m) hochkämpfen. Die Sonne scheint ordentlich. Unsere bevorzugte Straße nach Tbilisi ist leider gesperrt (Baustelle), wir müssen dann die andere Straße nehmen und uns nochmals weiter bergauf quälen..grml..Aber es geht einigermaßen und danach geht es nur noch bergab. Wir fahren gute 1000 Höhenmeter nach unten.. Während der Abfahrt haben wir immer mal wieder einen Blick auf Tbilisi.. Ein gutes Gefühl 🙂 Unten angekommen und mal angehalten werden wir von der plötzlichen Hitze fast erschlagen.. Durch den oft vielspurigen Stadtverkehr navigiert uns Max souverän zu unserer Wohnung. (im 13. Stock eines Hochhauses). Nach einer Dusche gehen wir nochmal los um etwas zu essen und finden mit Glück ein nettes Restaurant mit georgischen Speisen. Zum Abgang gibt es Pfirsichwodka aufs Haus :).

Damit der Beitrag nun nicht sämtliche Grenzen sprengt, gibt es noch einen Extra-nur-Tbilisi-Beitrag 😀

3 Replies to “Auf nach Georgien”

  1. Hallo Ihr beiden,
    ist das schön, mal so viel Grünes zu sehen. Hocken mal grade wieder in der Wüste unter yoshua trees mit heulenden Schakalen oder Coyoten. Leider sind die Preise im Restaurant hier nicht so wie in Tiflis, aber auch lecker, also die Speisen. Bei 40 Grad können wir nicht ganz mithalten.
    Interessant sind Eure kulinarischen Beiträge, da würden wir gerne mitprobieren. Gab es denn ein Problem mit ner passenden Felge Max? Haben die Georgier eine eigene Schrift, wie fragt man denn nach dem gewünschten Gericht? Oder Risiko?
    Eure Beiträge sind klasse, feiner Humor, schöne Bilder.
    Weiter so, wir sind gespannt.
    Liebe Grüße von Corinna und Reiner

  2. Haben die erzaehlt wie lange die den Wolf hochziehen wollen, fuettern die den mit Hundefutter oder Fleisch? Die Regenbogen sind schoen. Bei dem einem Bild kann man gleich zwei Schaetze finden 🙂
    Die Grabsteine sind intressant, sind das die Gesichter von den verstorbenen? Die Gesichter sehen ziemlich jung aus.

    1. Hey Onno,
      schön, dass du/ihr auch mitlest 🙂 Nach solchen Details haben wir uns gar nicht erkundigt.. die Kommunikation war eher rudimentär 😉 Allerdings wirkte es nicht so, als ob sie da einen krassen Futterplan hätten. Der Wolf war da und hat sich mit den Welpen und der Hundemum (bisher) gut vertragen.. er kann auch jederzeit das Weite suchen, war nicht eingesperrt.
      Die Grabsteine fand ich auch sehr interessant.. vielleicht haben sie oft einfach frühere Bilder verwendet (habe gerade mal gegoogelt, es geht bestimmt in diese Richtung: https://www.fluter.de/die-steintoten).
      Lasst es euch gut gehen in Cincinnati

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