Viele Gruesse aus Beyneu, an der Grenze zu Usbekistan. Die letzten Tage haben wir uns durch die kasachische Steppe gequealt. Navigation? Unnoetig, es geht immer geradeaus und es gibt nur eine Strasse.. Schatten? Selten, nur an schoenen Orten wie Bushaltestellen oder Strassenunterfuehrungen.. Dafuer gabs viele Kamele und Pferdeherden 🙂
Unsere Faehre (gestatten, Professor Gul) in Baku durften wir in der Nacht von Sonntag auf Montag betreten. Gegen 2 Uhr kam das Signal, Los, Los. Zum Glueck durften alle unmotorisierten Leute als erstes an Bord..Schon sind wir in einer miefigen Kabine ohne Fenster und ohne Ventilation, den Rest der Nacht schwitzen wir vor uns hin.. 3 Duschen und 2 Klos fuer 70 Leute, hauptsaechlich Trucker-Fahrer.. Das Essen an Bord ist OK (abends und mittags immer Huenhchen mit Beilage + Suppe), und als die Faehre nach dem Mittag ablegt laesst es sich mit Fahrtwind auch gut ausshalten. Die Zeit wird vertroedelt, Lesen, Schlafen, Essen, zwischendurch gibt es noch Tee mit Zucker aus Eimern 🙂 Kurz hinter Baku bleibt die Faehre nochmals stehen (ca. 10 h), da zuviel Wind weht.. danach geht es aber ohne Unterbrechung weiter und den Hafen von Aktau erreichen wir gegen 2 Uhr morgens, wo wir mit einem lauten “dawei, dawei” ans Deck getrieben werden. Unsere Fahrradtaschen sollen wir runter zu den Raedern bringen, hier muessen wir uns im Dieselgestank zwischen den LKWs durchquetschen.
- Im Schatten warten wir alle laange auf die Faehre..
- Die gute Tee-Ecke 🙂
- Eine Runde Durak oder Kniffel am Abend..
- Im Laderaum des Professors auf der Suche nach den Raedern..
- Einfahrt in den Hafen von Aktau
Kurz darauf kommen Grenzsoldaten an Bord, durchwuehlen saemtliche Gepeackstuecke aufs Genaueste, dann werden wir alle von Bord getrieben und stehen verfroren am Hafen. Ein kleiner Transporter karrt alle Passagiere nach und nach zur Passkontrolle. Kurz warten, dann sind wir schon eingereist, mit 2 Stempeln auf unserer “migration card” muessen wir uns keine Sorgen um eine Registrierung machen. Danach zurueck zum Schiff, Raeder beladen und wie die LKWs ab zur Frachtkontrolle. An Bord waren an die 10 Radfahrer, Max, Maria, Jamie und ich sind die ersten an der Kontrollstation und der Grenzmann beginnt mit einer genauen Untersuchung jeder der 5 Taschen an jedem Fahrrad. Allerdings duerfen wir selber das ganze Zeug aus den Taschen wuehlen, nach seinen Anweisungen, das ist ganz angenehm. Bei Maria geht er auch noch gruendlich vor, dann sieht er wieviele Radler noch kommen und kapituliert.. Wir sollen zur naechsten Station fahren und sagen, dass wir alle kontrolliert worden sind 😀 Nach einigem hin und her an der letzten Station haben wir es endlich geschafft.. 6 Uhr bzw. mit erneuter Zeitumstellung 7 Uhr in Kasachstan, wir fuehlen uns als haetten wir die Nacht durchgemacht und suchen erstmal einen Laden, der schon geoeffnet und Kaffee und Wifi hat :). Hotel gebucht und zum Glueck duerfen wir schon einchecken und liegen um 10 Uhr morgens im Bett..
- Aktau am Morgen
- Her mit den Tenges 😀
Am naechsten Morgen fahren wir um 7 Uhr los. Zu viert, mit Sue und Julia (D). Raus aus der Stadt, was sich ziemlich stressig gestaltet, enge Staßen, viel Vekehr, staendig den Gestank von Diesel in der Nase.. Irgendwann haben wir es aber geschafft und erblicken aufgeregt die ersten Kamele am Straßenrand..Nach der Fruehstueckspause kommt Wind auf und die Wolken verschwinden.. Wir kaempfen uns vorwaerts, aber es ist sehr anstrengend..Pause in einer Bushaltestelle (Schatten, kein Wind, Plumpsklo auf der anderen Straßenseite). Zwischendurch haelt ein Transporter, ca. 8 Maenner/Jungs steigen aus.. die ueblichen Frage, wo kommen wir her – Germania, ooh 🙂 Stolz präsentieren sie ihre Fracht: BlueFilters für reines Wasser, wohl ein deutsches Produkt.. dann ist Selfie-Runde angesagt, wir stellen uns alle im Kreis auf und rufen abwechselnd “BlueFilters”, “Germania”, “Kasachstan” 😀 Dann fuellen sie uns noch unsere Flaschen mit Bluefilter-Wasser auf. Sehr nett :). Gegen 16:30 fahren wir weiter, kommen aber nicht weit.. es ist unerträglich heiß und beim nächsten Straßenschild werfen wir uns wieder in den Schatten. Das Wasser hat bestimmt auch 40 C, es ist unangenehm heiß beim Trinken..Immerhin hat der Wind gedreht und wir fahren bis zum nächsten Ort, insgesamt über 80km. Wir müssen dringend unsere Wasservorräte aufstocken (für jeden 9 Liter) und wollen morgen wieder früh los..
- -160m oder so ähnlich
- Pause 🙂
- Ab ins Kanalrohr, Julia, Sue, Max
- Das rettende Magasin am Ende des Tages, zum Glück hat es keine konventionellen Öffnungszeiten!!
Ich raffe die Wüstentour nun mal ein bisschen zusammen 🙂 Der nächste Tag ist ebenso heiß, bis zur Mittagspause ist es OK, danach ist es wie im Backofen. Beim Einatmen brennt es manchmal in der Nase, so wie in der Sauna..am Nachmittag setzt wie eingeschaltet auf einmal ein garstiger Gegenwind ein und nach guten 60 km geben wir auf. Schnurgerade Straße, die man mit Mühe mit 7 km/h befahren kann..wir hoffen, das es morgen anders aussieht und schlagen die Zelte ein gutes Stück von der Straße entfernt an einer Gasleitung auf. Pferde und Kamele sagen gute Nacht 😀
- Aufbruch am Morgen
- 4L-Wasserbeutel auf dem Gepäckträger, Flaschen überall wo es nur geht..
- vorbei an Ölfeldern
- Der typische Rastplatz: Autorampe zur Reparatur, Schattenplatz, Klo
- Kamele sind noch schmerzfreier als Hunde bei der Straßenüberquerung 😀
- Hmmm Kamelfleisch..das schmeckt ^^
Der Wind hat am nächsten Morgen natürlich nicht gedreht und so quälen wir uns weiter die Straße entlang. Nach 20 km erreichen wir einen Ort und können unsere Vorräte von Wasser und Essen auffüllen. Nach der Mittagspause weht ein Seitenwind, der dank leichter Kurven später zum Rückenwind wird und nun macht das Radfahren richtig Spaß! Wir kommen gut vorran, übernachten an einem Hügel. Sue und Julia übernachten vor dem Hügel und nun sehen wir uns bis Beyneu nur noch sporadisch an der Stecke..mal zur Frühstückspause, mal am Abend.
- Der Steppenstaub..
- Sandschrecke 😛
- 8 von 10 Kamelen gucken so,wenn wir vorbei fahren..
- Teehaus
- Der nächste Rastplatz kommt demnächst…
- Zeltplatz, am Horizont die Straße
- In Beyneu
Am Mittag des nächsten Tages verlassen uns die guten Winde allerdings wieder..die Temperaturen werden etwas erträglicher, aber den ganzen Tag kämpfen wir mit Seitengegenwind, maximal 12 km/h sind möglich. Das Ganze ist sehr zermürbend, die Stecke wird nur von Autofahrern aufgelockert, die ein Selfie machen wollen (meistens nur mit Max). 2 mal wurde ich für einen Mann gehalten und mir einmal die Hand geschüttelt (mit nachfolgender Entschuldigung :p) und einmal fast, im letzten Moment bemerkte der Kasache seinen “fatalen Fehler” :D. Achso, die Leute sehen hier schon moderat asiatisch aus, so langsam wird es exotisch ^^
- Im Inneren nur ein Erdhaufen..
- Ein weiterer schöner Pausenplatz…
- Einkauf im Dorf
- Kasachischer Friedhof
- was man so in der Nähe des Zelts findet 😀
- Eskorte ^^
Nach insgesamt 7 Tagen haben wir die 470 km bis nach Beyneu hinter uns gebracht. Eine neue Erfahrung, neue Landschaft und neue Fahrbedingungen. Zwei nette Trucker-Begegnungen hatten wir noch. Einmal haben uns 2 Trucker Tee gekocht und Wasser geschenkt. Sie haben an der Stelle eines ehemaligen Teehauses seit 3 Tagen auf den Service gewartet, einer ihrer LKWs war kaputt (dieses Wort funktioniert scheinbar international^^). Ein anderes Mal hat ein LKW-Fahrer einfach heimlich unser Frühstück bezahlt 🙂 in einem weiteren Teehaus. Die Teehäuser sind wichtige Anlaufstellen. Hier gibt es einfaches Essen (Eier, Brot, Wurst, Plov (Reis), Manti, Wasser!!), Tee, Zigaretten, Alkohol und mit Glück auch Snickers und Co. Sie gibt es ca. alle 60 – 80 km, manchmal sind einige Teehäuser geschlossen, dafür findet man welche, die nicht in den Karten verzeichnet waren..
Die Strecke hat uns echt fertig gemacht. Genereller Mangel an fließend-Wasser, selbst an den Teehäusern gab es zum Hände waschen meistens nur Wasser aus Kannen..So konnten wir uns dann abends auch nur mit Feuchttüchern Staub und Schweiß grob abwischen..Morgen geht es weiter Richtung Usbekistan, die Straße soll schlecht werden und bisher ist auch kein Rückenwind vorhergesagt.. Unser Plan ist es, bis zur Grenze zu fahren und uns dann in Usbekistan eine LKW-Mitfahrgelegenheit zu suchen..mal sehen wie das so funktioniert ^^ Sue und Julia sind gestern Nacht und Maria und Jamie eine Nacht zuvor in einen 18h Zug nach Nukus gestiegen..wahrscheinlich ist das die bessere Wahl.. wir werden berichten, sofern wir es bis zum nächsten Internet schaffen 😉
krass….geile Reise, aber würde grad ungern mit euch tauschen. Vergesst die Elektrolyte nicht!
Meine Güte was für ein Trip!! wir haben z Zt ähnliche Temperaturen aber den Luxus immer Wasser und Schatten im Umkreis zu haben und diverse andere Nettigkeiten 😉! Ich bewundere euch!! Danke für eure Berichte und Fotos! Glg 😃
Nessachen, du hast mir die Woche gerettet! Bei deinen Beschreibungen kommt mir die Hitze hier mit Schatten und Eis in Reichweite gar nicht mehr so schlimm vor 😜
Ich freu mich, dass ihr immer wieder netten Menschen begegnet und so wunderschöne Ecken kennen lernt. Und dann ist alles noch so unterhaltsam geschrieben. Perfekte Stilllektüre 😁
Haltet gut durch, bin in Gedanken bei euch!
Liebste Grüße Janey mit Emil 😘
Tolle Fotos! So ein interresanter unverstellter Blick in die Steppe….ihr könnt aber auch immer was zu meckern finden! Seid doch einfach mal entspannt! Wir hier in Deutschland haben die echten Probleme. Ständig müssen wir duschen um den Reinlichkeitsstandarts zu entsprechen und die Tomaten wässern damit nicht größere Missernten uns in den Ruin treiben! Also schnappt euch die nächste Mitfahrgelegenheit und dann zügig ab durch die Mitte!
Alles Gute und trotzdem fröhlich bleiben ….es kommen wieder bessere Strecken!
Ina