Bukhara & Samarkand

Heute sind wir in Samarkand, einer weiteren ehemaligen Karavanenstadt.

Aus Khiva sind wir am Morgen aufgebrochen, nach Urgench, um dort am gleichen Nachmittag noch den Zug nach Bukhara zu nehmen.. Pustekuchen ^^ In Urgench angekommen (gegen 11, der Zug sollte um 16 Uhr abfahren), fahren wir gleich zum Bahnhof, bzw. zum Ticketoffice, das sich in einem extra Gebäude befindet..Hier herrscht wieder wilder Trubel, verschiedenste Schalter mir Menschentrauben davor..kurz stehen wir am falschen Schalter, dann werfen wir uns die richtige Menschenmenge. Wieder heißt die Devise: “Klemm dich schön dicht an den Vordermann und erkämpfe dir einen Platz am Schalterbrett”. Alle werfen der Frau hinter dem Tresen einen Packen Ausweise zu, kurze Diskussion, dann erfolgt der Ticketkauf. Auch wir knallen unsere Ausweise aufs Tableau, darauf warten, dass man dazu aufgefordert wird könnte man lange.. Nach kurzer Verwirrung steht fest, dass wir erst am folgenden Tag den Zug nehmen können. Bezahlung in Sum (Dollar oder Sum, das ist immer so eine Frage^^), ich flitze nochmal schnell zu den Rädern um den Geheimvorrat zu holen, und dann haben wir unsere Tickets, und die Frau gibt uns noch einen Extrazettel, auf dem Daten, Uhrzeiten, Wagon und Sitze notiert sind. Nun suchen wir uns ein Hotel im wirklich langweiligen Urgench und legen uns mal wieder ins Bett 😀

Am nächsten Morgen checken wir gegen 11 Uhr aus dem Hotel, eiern noch ein bisschen durch die Gegend, kaufen Proviant und Wasser und warten im Schatten eines großen Sowjet-Denkmals, bis wir zum Bahnhof fahren. Der Bahnhof liegt nahezu verlassen da, keine Menschenmengen, nichts.. Wir müssen die Räder durch einen Personenmetalldetektor schieben, Ausweis&Ticket-Kontrolle.. drinnen wird wie am Flughafen nochmals das gesamte Gepäck durchleuchtet, Max eine Radtasche muss 3 mal durch den Detektor, dann gucken wir den Inhalt durch.. Batterien? Das kleine erste Hilfe-Set? Keine Ahnung, aber die Gasflasche in meinen Taschen hat niemanden interessiert :D. Gut, nun ist es ca. 14:15, und wir warten auf den Zug, der 15:50 abfahren soll. Die Wartehalle füllt sich mit weiteren Zugreisenden, es gibt saubere Toiletten und einen Snackshop, und ein Gleis ^^ Dann ist es soweit, der Zug fährt ein, und wir schieben die Räder zu unserem Waggon. Der Schaffner (an jedem Waggon wartet einer) zeigt uns, wo wir die Räder abstellen sollen (hochkant!) und dann sitzen wir endlich verschwitzt auf unseren Plätzen. Es gibt natürlich keine Klimaanlage, nur ein paar Fenster und gute 40°C.. Der Schaffner geht um und verteilt in Plastik eingeschweißte Bettlaken und Handtücher und die Leute beginnen, sich ihr Lager zu bereiten. Jeder Zugreisende hat eine Liege für sich und schon bald liegen auch Max und ich auf unseren Liegen und schwitzen ein schweres Kopfkissen und die Laken voll :P. Zwischendurch geht der Schaffner noch mit einem Kessel durch die Gegend und schenkt den Leuten heißes Wasser in ihre Becher und Teekannen. In Bukhara (nach 420 km und ca. 7 !! h Fahrt) kommen wir gegen 23 Uhr an und sind ganz schön fertig. Jetzt schnell noch die 15 km bis zum Hotel fahren. Dann die schöne Überraschung: die Position des Hotels auf googlemaps stimmt nicht und auch in der Nähe ist nichts zu entdecken.. Wir fragen Leute, die auf der Straße sitzen, sie kennen das Hotel nicht und meinen, dass die angegebene Adresse auf 3 Häuser in der Straße zutreffen kann.. Oh mann.. Im Hotel geht auch niemand ans Telefon.. am Ende streunen wir mit einer kleinen Gruppe Jugendlicher durch dunkle Straßen, sie meinen, dass unser Hotel vielleicht in einer der Seitenstraßen liegt? Nein.. wir wollen dann schon wieder zur Hauptstraße zurück und in einer der beiden Hotels dort übernachten.. auf dem Weg dorthin rufe ich einfach in Endlosschleife in unserem Hotel an (24 h Rezeption??!!) nach dem 7. Mal meldet sich jemand und kann uns gleich die richtigen Stichwörter zum Auffinden des Hotels geben.. komplett versteckt im dritten Hinterhof hätten wir es so nie gefunden^^
Endlich schlafen 🙂

Am nächsten Tag gucken wir uns das alte Stadtzentrum von Bukhara an. Hier sieht es ähnlich aus wie in Khiva, es gibt nur noch mehr beeindruckende Gebäude. Meistens soll man allerdings Eintritt bezahlen und bei manchen Attraktionen hat man das Gefühl, dass sich einfach jemand an den Eingang setzt und zu allen Touristen “Ticket” sagt..später gehen wir noch in einen Laden, der “Bella Italia” heißt, hier gibt es zur Abwechslung mal Pizza und einen Capuccino für mich 🙂 Abends gehen wir noch Essen mit Rakhim, einer der Jugendlichen vom vorherigen Abend. Er wundert sich darüber, dass ich mit ihm spreche als Max kurz auf dem Klo verschwindet (das sagt er natürlich nur Max, als ich auf dem Klo verschwinde :D). Er wundert sich darüber, dass wir oft im Zelt übernachten, er dachte, dass West-Menschen immer den höchsten Luxus bräuchten. Das Thema Homo-Ehe kommt kurz auf, er zeigt uns ein Foto von einem Mann im Brautkleid und einem Bräutigam, dass im Internet kursierte und nun nimmt er an, dass so jegliche Homo-Eheschließung aussieht..Eieiei..ansonsten gucken er und seine Freunde die Serie “Friends” zum englisch aufpolieren.. hier wird wohl wieder ein bestes Bild des westlichen Lotterlebens manifestiert..

Kurzer Ausflug zur Ernährungslage: Zum Frühstück gibt es immer fettiges Spiegelei und Brot, mit Glück gibt es dazu noch Käse und immer grünen Tee, relativ geschmacklos.. ansonsten findet man fast nur einheimisches Essen, d.h. fettige Teigtaschen mit Hackfleisch (Somsa), Plov (Reis mit Gemüse und Fleisch, auch fettig, leider eher selten zu finden), Manti, oder auch Suppe (Fettbröckchen schwimmen herum, dazu eine große Kartoffel und ein Brocken Fleisch). Oder aber Kebab-Spieße (Gemüse und Fleisch). Als Beilagen oft Kartoffelpüree, Pommes (fettig und labbelig) oder Buchweizen. In den kleinen Cayhanas am Straßenrand gibt es meistens einfach die Suppe und Brot. Keine Diskussion :P. Ansonsten ist hier aber im Moment Weintraubensaison und die Trauben schmecken hier wirklich wunderbar. Die kann man auch oft zwischendurch am Straßenrand kaufen. Achja und Basilikum (lila und grün) ist in den Städten allseits beliebte Beetedekoration. Witzig.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf Richtung Samarkand. Schauen uns noch ein Mausoleum in Bukhara an und dann nichts wie raus aus der Stadt. Die Strecke führt größtenteils durch bewohnte Gebiete, so kann man sich zwar an jeder Ecke mit Snacks und Limo eindecken, auf der anderen Seite wird man auch den ganzen Tag mit Pfiffen und “Hello”-Rufen, sowie Hupen begleitet..das ist meistens ja ganz nett, aber nach einigen Stunden, gegen Abend ist die Motivation dann aufgebraucht, und zum Teil reagiere ich nicht mehr. Ich winke sowieso lieber den Frauen auf den Feldern zu, als grölenden Männern am Straßenrand und es ist schön zu sehen, wie sich manche Leute richtig freuen, uns zu sehen, dann freuen wir uns auch 🙂 Manche Kindergruppen rasten förmlich aus wenn sie uns sehen “Priviet, priviet” wildes Winken und Gerenne :). Am ersten Tag fahren wir gute 80 km und sind dann nochmal in einem kleinen Steppengebiet. Perfekt wie ich finde :D, auch wenn es super anstrengend war, so gab es doch auch viele gute Punkte: Easy Zeltplatz Findung, Ruhe, Niemand da, keine Mücken, flacher Boden, kein Tau, am Morgen ist alles trocken.

Am nächsten Morgen geht es gegen 6:10 weiter. Kaum sind wir auf der Straße geht das Hupen wieder los.. RUHE JETZT ES IST VIEL ZU FRÜH!!! Ich winke erst nach dem Frühstück ^^ Das nehmen wir nach ca. 30 km ein, als wir einen “Supermarkt” (es sind nur noch kleine Minimarkets, mit wechselnder Auswahl im Sortiment, manchmal quasi nur Zwiebeln und Cola, nicht so das gute Frühstück) finden, der Joghurt und sogar auch ein bisschen Obst hat. Vor der Mittagspause in einer Cayhana haben wir schon 60 km hinter uns gebracht (gute Straße, leichter Rückenwind). Fettige Suppe, Brot und Pepsi, nach ein bisschen rumfläzen geht die Fahrt dann weiter und insgesamt fahren wir 123 km an diesem Tag.. unser neuer Rekord 🙂 Camping in der Nähe von Kühen und einem Esel, der Landbesitzer ist informiert.

Fahrt nach Samarkand. Heute leider mit Gegenwind und vielen Hügeln. Es sind ca. 70 km noch zu fahren und wir planen keine große Mittagspause ein, wollen lieber so früh wie möglich in Samarkand anlanden. Gegen 14 Uhr erreichen wir unser Hostel, werden mit Tee und Wassermelone begrüßt und beziehen das Zimmer.

Die nächsten beiden Tage sind wir hier, gucken uns die Stadt an, die nochmals mehr alte Gebäude (Hauptsächlich Mausoleen und Medresen (ehem. Koranschulen)). Der Eintritt zum Hauptplatz “Registan” ist rassistisch regelementiert: 1000 Sum für Usbeken, 2000 Sum für Zentralasiaten und 30 000 Sum (ca. 3.5 Eu) für alle anderen Menschen..ja, es ist nicht so viel, aber der Unterschied ist doch sehr krass..Max fragt dann an der Kasse, “what if I tell you that I am from Usbekistan.. 😉 ?”.. nach kurzem hin und her meint der Typ “OK, 50 000 für euch beide, ich geb den Leuten Bescheid”. Zack steckt er sich das Geld in die eigene Tasche und ruft den Einlassern zu “Ok, OK”, die lächeln wissend und wir stehen irgendwie ein bisschen dumm da 😀 es ging so schnell, da hätten wir doch lieber die 60 000 bezahlt und ein echtes Ticket bekommen, oder mehr verhandelt aber nun ^^

Morgen brechen wir dann Richtung Tashkent auf, gute 300 km, mal sehen, wie lange wir brauchen..das Reisen durch Usbekistan ist irgendwie unruhiger als zuvor, entweder fährt man durch Steppe, oder aber durch besiedelte Gebiete, hier ist mir zuviel los, zuviele Menschen^^ ansonsten sind wir ja auch viel öfters in Hotels und sind mit Bus und Zug gefahren, was wir zuvor ja nicht gemacht haben.. mal sehen wie es weiter geht ^^ Richtung Kirgistan/China müssen wir zusehen, dass es nicht zu spät wird und wir nachts in den Bergen “erfrieren”.. Ihr hört wieder von uns, vielen Dank für all eure Kommentare 🙂

5 Replies to “Bukhara & Samarkand”

  1. Hallo Ihr Lieben,
    irgendwie ist das so ne Sache mit den Kommentaren aber ich sollte mich zumindest mal outen als Fan Eurer Reise, zumal Ihr schon 6000 km hinter Euch gebracht habt. Welch eine Leistung!! Tolle Eindrücke und Erlebnisse. Das nimmt Euch keiner. Ne schööne Jrooß aus der Eifel

  2. Hallo ihr 2, alle Achtung über 6000 km schon und die 123 km am Tag – ihr schafft „Strecke“!! Tolle Fotos – zum Schluss kannst du auf jeden Fall einen Katzenkalender zusammenstellen!;) passt auf euch auf! Wir fahren gleich mal so 25 km durch unsere im Vergleich- recht langweilige Stadt!🚴‍♀️🚴‍♂️😃

  3. Tolle Fotos, die Gebäude würd ich mir auch gern anschauen.Prima, dass Ihr so gut vorankommt.
    Mit den Menschen ist es wie überall, manchmal gehen sie einem auf den Keks und manchmal sind sie auch furchtbar nett. Wann müßt Ihr denn nochmal an der chinesischen Grenze sein? Wir sind übrigens ca 10000 km voneinander enfernt, vom Breitengrad her fast gleich. Hoffentlich seid Ihr gesundheitlich noch gut drauf. Wir wünschen Euch jedenfalls weiterhin viel Spaß beim Temmeln und melden uns bald wieder aus heimischen Gefilden.

  4. Hallo ihr 2,
    Hallo ihr 2, da habt ihr wieder Einiges erlebt! Wow! Tolle Fotos und du schreibst so locker deine/ eure Eindrücke- es macht Spaß dies zu lesen! Herrlich, dass ihr immer mal wieder zum Essen und Trinken!! eingeladen seid! Eure Karte ist heute schon angekommen!! Dankeschön!
    Viel Glück 🍀 und weiterhin gute Fahrt!! LG Anja 😃

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