Bericht Nr. 2 aus China

Hier ein kleiner Nachtrag von unserem letzten Abendessen in Datong 🙂

 

Am Morgen sind wir mit einem kräftigen chinesischen ¨Frühstück¨ (wie ein Mittag- oder Abendessen, deftige Suppen, Reis, gebratenes Gemüse, Tofu, Süßkartoffeln..) gegen 10 Uhr gemütlich gestartet. Heute stehen erstmal die Yungang Grotten auf dem Plan (nur ca. 17 km vom Citycenter). Das sind buddhistische Sandsteingrotten und Statuen von ca. 500 n. Chr. Es sind immer noch chinesische Ferien und es ist dementsprechend voll. Mit einem riesigen Menschenstrom werden wir durch verschiedene Höhlen und Tempel gespült, was leider etwas von der Imposanz wegnimmt. Max und ich setzen uns auf eine Bank, um kurz zu verschnaufen und ein paar Kekse zu mampfen..die Leute gehen an uns vorbei und drehen sich im Laufen noch um, um uns anzugucken.. wir witzeln vor uns hin ¨hm, wir könnten doch ein Schild aufstellen, Foto: 1 Yuan¨..bevor wir dazu kommen, geht es schon los, und der erste Familienvater schiebt seine Kinder und Frau in unsere Richtung..Ping, Foto. Nun ist der Bann gebrochen und jeder meint nun seine Kinder für ein Foto zu uns schieben zu müssen.. nach 3 Runden stehe ich schonmal auf, um das Ganze zu beenden..Crazy. Manchmal machen auch Leute, hinter denen wir hergehen ein Selfie von sich mit uns Weißgesichtern hinter sich.

Nach den Steinskulpturen fahren wir wieder zurück und kämpfen uns durchs staubige und abgasige Industriegebiet von Datong, um außerhalb der Stadt einen Zeltplatz zu finden. Als es dämmert finden wir ein abgeerntetes Maisfeld mit annehmbarem Seitenrand und wir liegen im Zelt, kurz bevor der Regen einsetzt.

Während der Ausfahrt aus Datong

Am nächsten Morgen kommt noch ein Bauer vorbei. Guckt neugierig ins offene Zelt, lacht und fragt pantmimisch, ob wir nicht gefroren hätten 🙂 Heute steht schon die nächste Attraktion auf dem Plan, die hängenden Klöster. Nach 50km easy Fahrt (Rückenwind, flache Strecke) und einem Mittagessen erreichen wir die Klöster, und erneut werden wir nach ca. 30 Minuten Warten im Menschenstrom durch die kleinen Gänge geschleust, wobei Mäxchen seine leichte Höhenangst auskosten kann.

Abends campen wir natürlich wieder im Maisfeld, ein Bauernpärchen ist noch mit der Ernte beschäftigt (es wird noch sehr viel von Hand gemacht). Der Mann berät uns noch zwecks Windrichtung und dann schauen sie uns noch kurz beim Zeltaufbau zu. Am nächsten Morgen ist das Wasser in unseren Flaschen gefroren und auch das Zelt ist mit Eis bedeckt..Brr. Zum Glück scheint die Sonne wieder, sodass wir alles Trocknen können und die Temperaturen auch schnell wieder steigen..das Bauernpärchen von gestern winkt uns noch begeistert zu, als wir weiter fahren 🙂 Heute geht es zumeist bergauf und wir strampeln in Serpentinen bergauf und essen in einem kleinen Laden am Straßenrand, in dem anscheinend 3 Generationen Frauen wohnen und arbeiten. Eine kleine Fotosession wird natürlich auch gemacht 🙂 Achso, seit Datong gibt es eigentlich nur noch Nudeln in einigen Variatonen zu Essen, meistens aber hausgemacht. Abends finden wir wieder schnell einen Platz fürs Zelt, diesmal ganz ohne Maisfeld 😉

Weiter geht die Fahrt, heute ist es deutlich wärmer als gestern (gute 20 °C). Es ist flach und wir fahren so vor uns hin. Als wir einen größeren Ort durchqueren nutzen wir die Gelegenheit gleich zum Obsteinkauf. Oft sind Birnen und Äpfel gruselig riesig und schmecken auch nicht so gut. Da findet man eher in kleinen Lädchen noch normale Früchte..Mandarinen sind nun neu auf unserer Speisekarte, bei euch dürfte es ja auch bald schon wieder so weit sein ;). Zum Mittagessen setzen wir uns mal wieder in eine kleine Bude. Einer kommt gleich rausgelaufen, sagt nichts, zückt sein Phone und will mit Max ein Selfie machen. Max bewegt sich immer langsam aus dem Foto raus, der Typ rückt nach und nach der 3. Runde hat er es begriffen. No selfie today. Dann rein da. Mal wieder werden wir angestarrt wie die Männchen vom Mars. Bing (könnte auch ein Chinese sein :D) übersetzt uns die Speisekarte und wir wählen. Beilage: Natürlich Nudeln. Während wir essen werden wieder ohne Kommentar verstohlene Fotos/Videos gemacht. Dann kommt die nächste Type in den Laden, stellt sich hinter uns und lässt ein Foto machen. Ich köchele vor mich hin und gucke auch nicht in die Kamera, mampfe einfach weiter. N-E-R-V-I-G. Schnell wieder raus da. Noch eine kleine Verdauungspause auf einer Wiese ein Stück von der Straße entfernt, dann abends wieder Maisfeld-Camping.

Wieder fahren wir morgens gegen 8:45 los, wir verlassen das Zelt immer erst, wenn die Sonne reinscheint ^^. Nach einiger Zeit fahren wir durch eine Großstadt und frühstücken dann erst nach über 20 km auf einer Wiese, hinter uns die Stadt, vor uns ein Maisfeld (natürlich) und ein Kraftwerk.. Zum Frühstück gibt es immer Haferflocken, Obst, Milchpulver und Rosinen mit heißem Wasser aufgegossen. Die Haferflocken gibt es nur in riesigen Supermärkten in Großstädten zu kaufen, daher haben wir immer eine 1.5 kg Packung ¨Oatmeal from Australia¨dabei ^^. Heute geht die Fahrt fast nur durch Stadtgebiet, und zur Mittagessenszeit haben wir die nächste Großstadt erreicht und Essen im ¨Dicos¨, einer chinesischen Fastfoodkette. Hier ist alles schön anonym und niemand fotografiert uns 🙂 Weiter gehts, etwas unangenehm und staubig/abgasig müssen wir uns bergauf neben einer LKW-Schlange hochkämpfen, hier hätte ich dann doch gerne eine Smog-Maske..Später finden wir hinter einem Industriegebiet einen ruhigen Zeltplatz auf einer Art Baumplantage. In der Nähe sind ein paar geschmückte Erdhügel zu sehen, Gräber nehmen wir an.

Am nächsten Morgen freuen wir uns auf das nahe Hotelzimmer in der Millionenstadt Taiyuan. Da wir gestern ordentlich vorangekommen sind, müssen wir heute nur noch gute 30 km fahren. Beschwingt fahren wir los, frühstücken an einem verlassenen Rastplatz und müssen erst noch eine Großstadt durchqueren, bis wir nach Taiyuan fahren können. Hier setzt nun ein Baustellen-Debakel der Sonderklasse ein.. Wir versuchen die erste Baustelle zu umfahren, quetschen uns an Bauzäunen vorbei und landen mitten in der Stadt auf einmal in der Pampa..

Hm.. wo geht es weiter??

Und es hilft nichts, die Baustelle ist wohl mehrere Quadratkilometer groß und so müssen wir also mittendurch.. Schlamm und Matsch und Hubbel. Im Endeffekt ist die Baustelle die Straße nach Taiyuan und nach einem weiteren Umfahrversuch werden wir von einem netten Chinesen auf einem Roller wieder ¨eingefangen¨und zurück zur Baustelle eskortiert. Irgendwann können wir wieder auf einer echten Straße fahren und fahren in Taiyuan ein. Aber auch hier wird wie wild gebaut und wir cruisen wieder durch Baustellen oder müssen die Route ändern. Es ist wieder viel Verkehr auf den Straßen und wir sind schon etwas abgenervt.. Das reservierte Hotel ist natürlich auch nicht an seiner Position wie in der Karte eingezeichnet und wir eiern wie Falschgeld durch die Gegend. Auf Booking haben die Hotels zwar englische Namen, aber die stehen nur in den seltensten Fällen wirklich außen am Hotel dran. So beschließen wir dann einfach ein anderes Hotel zu nehmen. Gurken noch rum, oft dürfen Hotels auch nur ¨Festland-Chinesen¨ aufnehmen..Dann finden wir eher per Zufall eins und checken dankbar ein. Das nächste Mal wenn uns die Stadt nicht interessiert, sollten wir einfach außerhalb der Stadt was reservieren und gar nicht erst reinfahren.. es raubt zu viel Zeit und Energie und das Unfallrisiko ist hier auch am größten würde ich sagen.

Gleich am nächsten Morgen geht die Fahrt schon weiter, wir wollten nur mal Duschen und Strom tanken :D. Wir sind auf dem Weg nach Pingyao, gute 100 km entfernt. Das teilen wir uns in 2 Etappen auf, da wir unterwegs noch eine Tempelanlage besichtigen wollen.

Pingyao hat eine gut erhaltene Altstadt, umgeben von Stadtmauern, hier ist ganz schön viel Touri-Action (hauptsächlich aber chinesische Touristen).

2 Nächte bleiben wir hier und haben nun Zugtickets nach Xi`an gebucht.. der Schnellzug hätte 3 h gebraucht, leider kann man hier keine Räder mitnehmen.. also nehmen wir den langsamen Zug über Nacht..dann gehts wieder per Rad weiter, als nächstes dann zur Terrakotta-Armee, wir sind gespannt 🙂

3 Replies to “Bericht Nr. 2 aus China”

  1. Der Max hat Höhenangst? Kann ich mir schwer vorstellen bei seiner frühkindlichen Kletterei. Das mit den Selfies ist ja echt nervig. Vielleicht die Augen dezent zu einem Schlitz schminken oder die Augen mit den Wangen zu einem Schlitz zusammendrücken. Aber Eure menschliche Größe würde Euch sowieso verraten. Aber zwischendurch immer wieder Highlights, toll. So lernt man ein Land kennen. Nur weiter so, es bleibt spannend

  2. Hallo Ihr Zwei,
    die lebhaften Aufzeichnungen eurer bisherigen Reise lassen uns nicht mehr los. Eine beeindruckende Leistung auf allen bisher bekannten physischen und mentalen Ebenen in Verbindung mit fesselnder Dramaturgie!
    Konsequenterweise haben wir alle Serien von Netflix, Sky, u-tube usw. inzwischen gekündigt und freuen uns auf EURE nächsten Berichte.
    Eure Mit-Reisenden,
    Ricki + Hedi

    1. Danke! Das freut mich ja, dass unsere Beiträge so gut ankommen 😀 Vielleicht sollten wir über die Einführung von Abo-Gebühren nachdenken 😉😎 ?
      Liebste Grüße von uns

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