Meldung aus Yichang

In Xi an (gute 500 km von Pingyao entfernt) sind wir mit dem Nachtzug um 7 Uhr morgens gut gelandet und nach 2 h Wartezeit konnten wir dann auch die Räder abholen und uns ins Hostel werfen. Nach ein bisschen Schlaf (Chinas größter Schnarchsack hat natürlich direkt neben uns gelegen ^^) radeln wir noch durch die Stadt, gucken uns eine chinesische Moschee, eine buddhistische Pagode und den ADLI market an :D. Dazu gibt es noch beste handgemachte Jiaozi (gefüllte Teigtaschen). Was uns noch auffällt: Bambus und Palmen gehören nun mit zur Flora.

Xi an war der Ausgangspunkt der Seidenstraße und Hauptstadt des frühen chinesischen Reiches. Um 200 v. Chr. vereinte Kaiser Quin als Erster drei Reiche zum chinesischen Reich mit Hauptstadt Xi an. Sein Grab befindet sich in der Nähe in der Stadt (das mit den vielen Terakotta-Kriegern ^^). Dorthin gehts dann auch am nächsten Morgen durch den Smog der Stadt. Nach ca. 35 km sind wir gegen 11 Uhr da. Der Weg ist mit Granatapfel-Plantagen und Straßenverkäufen gesäumt. Moderates Touri-Aufkommen, vor dem eigentlichen Eingang gibt es ein ganzes Dorf mit Starbucks, Dicos und Souvenir-Verkäufern. Die Terrakotta-Armee war dann weniger beeindruckend als gedacht, da waren meine Erwartungen wohl zu groß.. Die Ausgrabungen der Tonkrieger laufen auch noch und in den verschiedenen Hallen sieht man Ausgrabungsgeräte und zerbrochene Teile von Kriegern oder Wagen.. Das Museum selbst hegt den Anspruch, in einigen Jahren die Weltherrschaft an sich zu reißen 😉

Danach fahren wir weiter. Das Wetter ist grau, mittlerweile sind wir in bergiger Region und man weiß nicht so recht, ob es Smog oder Nebel ist..Abends finden wir ein schönes Plätzchen in einer Plantage oberhalb der Straße. Und es ist richtig entspannend, gar nicht so kalt wie zuvor, wohl noch knappe 10°C und in der Nacht wird es auch nicht wirklich kühler..Sehr angenehm.

Die nächsten Tage ist es nebelig, regnerisch und grau und somit auch wieder recht kühl (aber ohne Frost). Wir fahren an einem Fluss entlang durch die Berge, die schön bewaldet sind in bunten Herbstfarben..In den Dörfern hängen die Maiskolben und Chilischoten zum Trocknen vor der Tür und die Wege sind von Sharonfrucht-Bäumen gesäumt. Wir kommen an einem Kletter/Wanderpfad vorbei, den wir noch mitnehmen. Später hält ein Auto vor uns an und der Mann schenkt uns je 1 L Wasser und ein Daumen-hoch 🙂

Am Abend verschätzen wir uns etwas mit der Uhrzeit, mampfen noch einen Teller Bratnudeln und schon ist es dunkel.. Wir gurken rum, links Häuser, rechts ein Fluss.. Also fragen wir an einem der Häuser, vor dem zwei Frauen sitzen und im Schein einer Lampe Blüten sortieren..Wir grüßen und zeigen unseren Bing-Text.. die eine liest es der anderen vor, sie gucken uns nicht richtig an und zeigen zur Straße, dann beachten sie uns nicht weiter.. Pöh. So fahren wir an ihrem Haus vorbei von der Straße weg und suchen uns im Dunkeln einen Ackerplatz. Ich denke noch ¨ OK, sie beachten uns nicht wirklich, helfen auch nicht, aber zumindest stört es sie dann nicht weiter, wo wir campen..¨ Pustekuchen. Im Dunkeln kann man vage eine Gestalt erkennen.. eine der Blütenfrauen.. ¨meyjo, meyjo¨ – nein, nein.. sie bedeutet uns mit ihr zu kommen und zeigt auf einen Trampelpfad hinter ihrem Haus.. Okee, also gehen wir dort auf Expedition, man möchte ja nicht überall sein Zelt aufschlagen..so eiern wir mit unseren Stirnlampen umher und haben dann auch was gefunden. Gerade wollen wir die Räder holen und das Zelt aufbauen, da öffnet sich eine Haustür und ein alter Mann kommt heraus, leuchtet Max mit seiner Lampe ins Gesicht..Max brummt und will ihm unser Anliegen per Tablet übermitteln, aber der Mann dreht sich schnell um und hastet davon. Ich glaube, er hat Angst vor einem riesigen Max mit gruseligem Reflektorrad.. Vorsichtig verfolgen wir ihn zu seinem Haus, Frau und Tochter sind auch da, ich grüße durchs Fenster, eine Frauenstimme wirkt bestimmt beruhigend denke ich 😀 sie öffnen die Tür und wir erklären was wir vorhaben. Die drei sind dann ganz interessiert und zeigen uns auch noch einen alternativen Zeltplatz, allerdings auf Beton.. am Ende gehen wir wohl alle beruhigt zu Bett 🙂

Am nächsten Morgen keift plötzlich eine Frauenstimme vor unserem Zelt..Ich steige aus und die Frau zeigt erbost auf einige krautige Pflanzen, die vor dem Zelt stehen und quatscht wild drauf los.. Hupsi.. das tut uns natürlich leid, im Dunkeln haben wir alles für Unkraut gehalten.. Zwischendurch lacht sie aber auch ein bisschen.. unter dem Zelt sind zum Glück keine Pflanzen gewesen und sie macht sich dann auch wieder davon. Zur Frühstückszeit sind wir in einem Park einer Großstadt. Kaum haben wir uns einen Platz auserkoren, sind wir umringt von einem Haufen Parkarbeiter? Sie quatschen auf uns ein, malen das Zeichen für Wasser in den Boden und am Ende folgen wir ihnen in eine Art Unterführung mit Bänken und Tischtennisplatten.. Dann scheint es doch kein Wasser zu geben, und wir fangen an vor ausverkauftem Haus unser Frühstück zuzubereiten.. Sie wollen genau sehen, was wir essen.. Max schreibt einige Sätze über unsere Reise ins Tablet und danach essen wir, vor uns stehen 10-15 Leute und gucken uns zu und fragen uns irgendwas.. wir antworten einfach auf Deutsch.. Einer von ihnen ist taubstumm, mit ihm klappt die Kommunikation richtig gut. Er macht viele Handzeichen und er ist der sympathischte aus der ganzen Gruppe. Im Endeffekt sind wir ja alle füreinander taubstumm. Aber mittlerweile labern Max und ich einfach auf deutsch los, so wie wir auf chinesisch vollgebrabbelt werden, so brabbeln wir zurück^^

Der Weg führt weiter durch die Berge und die nächsten beiden Nächte übernachten wir in Hotelzimmern, gegen nachmittag fängt es immer an zu regenen..In diesen 3 Tagen sehnen wir uns nach einem warmem Raum. Den scheint es nicht zu geben.. in den Läden, in den wir essen ist es kalt, die Tür steht immer auf, und die Zimmer in denen wir übernachten haben keine Heizung oder zumindest funktioniert sie nicht.. In den Dörfern sehen wir oft Leute, die vor ihrer Haustür Essen oder Handarbeiten machen. Wahrscheinlich weil es drinnen kalt UND lanweilig ist, draußen nur kalt^^

In der Mittagszeit halten wir Ausschau nach einer Imbissbude, die sind ja oft gut versteckt und so lugt man im Vorbeifahren in sämtliche offene Türen, um herauszufinden, ob es sich vielleicht um einen Laden mit Essensausgabe handelt ^^. Plötzlich winkt uns eine Frau am Straßenrand zu, wir sollen anhalten.. Ok, wir denken nur ans Essen, wenn wir schonmal stehen, können wir ja auch gleich nachfragen. Wir machen also eine Futtergeste, während sie versucht, uns 10 kg Reissäcke auf den Gepäckträger zu laden.. Waaas?? Wir sollen das transportieren??? Mein Rad ist doch schwer genug.. Prüfend schauen wir die Straße entlang.. es geht bergab..Hmm. Die Frau bedeutet uns, dass wir was zu essen bekommen, wenn wir ihr die Säcke transportieren..Na gut 🙂 So bekommt jeder von uns einen 10 kg Sack Reis/Mehl auf den Gepäckträger und die Wanderung beginnt. Gute 15 Minuten marschiert die Frau zusammen mit einem Kind die Straße entlang, wir mit den Säcken hinterher. An ihrem Haus angekommen, stellt sie uns 2 Stühle auf einen Balkon, versorgt uns mit je einer Dose süßer Kondensmilch (zumindest schmeckt es so 🙂 und legt in der Küche los. Es gibt Reis, dazu Kartoffeln mit Fleisch in Brühe, gedünstetes Gemüse (live aus dem eigenen Garten gepflückt) und Fleisch. Lecker. Zum Abschied machen wir noch Fotos vor ihrer Haustür. Von Max Namen ist sie sehr begeistert, wiederholt ihn öfter ¨ Mackes, Mackes¨ und sagt glaub ich, dass sie weiteren Nachwuchs ¨Mackes¨ nennen will 🙂

**Ich finde es sehr interessant, mir die Häuser/Wohnungen von anderen Leuten anzusehen. Hier betritt man durch die Haustür einen dunklen Raum mit Krempel. Links gehen 2 Zimmer ab, eher spärlich möbliert..geradeaus durch ein Balkon mit Treppe runter zum Garten. Über den Balkon hat man dann Zutritt zur Küche und zu einem Porzellanplumpsklo mit Do-it-yourself-Wasserspülung..**

Nach 6 Tagen Nebelsuppe können wir morgens schon orange-farbene Wolken am Himmel erahnen.. Ahhh wie schön 🙂 Während der Fahrt kommt die Sonne auch wirklich raus und es wird sofort schön warm. In einem kleinen Ort fragen wir nach Wasser.

**Heißwasser ist in China ein alternatives Menschenrecht glaube ich ^^. Das Leitungswasser kann man gekocht verwenden und das tun auch alle. Überall gibt es Heißwasser-Automaten, in den Imbissbuden stehen immer 2L-Thermoskannen parat und oft wird auch einfach nur heißes Wasser serviert. WIr füllen unsere Trinkflaschen oft an Tankstellen auf, oder dann in der Mittagspause in der entsprechenden Imbissbude..Wasser kaufen könnte man auch, allerdings meistens nur in 0.5L Flaschen, ein ökologisches wie ökonomisches Desaster^^ **

Ein Mann in einer Imbissbude setzt extra einen Kessel auf und stellt uns Hocker vor die Tür. So frühstücken wir gleich vor Ort und müssen nicht selber mit unserem Kocher rumhantieren 🙂 Gegen 17 Uhr kommen wir in Wudanshan an, wo wir uns schon ein Zimmer gebucht haben. Am nächsten Morgen geht es gleich weiter.

In den nächsten Tagen ist die Strecke extrem bergig. Oft geht es entweder bergauf (strampel und schnauf) oder ordentlich bergab (Ohren schlacker und Bremsen umklammer), normales Fahren ist kaum möglich. Die Gegend ist schön, die Flora zum Teil schon richtig tropisch mit palmenartigen Pflanzen und dichtem Wald. Campen und Hotels wechseln sich ab, das Wetter ist zwar bestens, aber in der bergigen Region kann man manchmal kaum eine ebene Fläche für das Zelt finden.

Nach insgesamt 12 Tagen Radfahren legen wir dann endlich mal wieder einen Ruhetag ein, den wir auch ordentlich nötig haben. Meine Beine und meine Psyche haben keine Lust mehr bergauf zu strampeln^^ Auch Max findet einen Ruhetag ¨OK¨ :D. Nun sind wir in Yichang am Yangtsekiang. Heute haben wir einen Ausflug ins 3-Schluchten-Dorf (am Yangtsekiang) gemacht und wurden dabei von 3 Studenten begleitet 🙂

Weiter gehts Richtung Süden, als nächstes steht der Zhangjiajie-Nationalpark auf dem Plan.. und achso 😉

5 Replies to “Meldung aus Yichang”

  1. Wahnsinn!!! Ich habe gefühlt seit Carl da ist nicht mehr gelesen… tolle berichte!
    Aber der reihe nach…
    Na Schnarcher gibt es doch überall, solange es nicht der junge Mann aus dem skandinavischen Raum ist, welcher lautstärkemäßig mit einem auf der Autobahn fahrenden LKW vergleichbar ist(Weltrekord des lautesten Schnarchers) kann man sich wohl glücklich schätzen.

    Klingt nach einer super spannenden Reise. Up and Downs gehören da dazu. Und mal einen Platten ist bei mittlerweile 10k km wohl auch zu verkraften und nachvollziehbar. Wie oft habt ihr denn den Schlauch bereits gewechselt…

    Die Bilder aus den Bergen sind ja beeindruckend! Tolle malerische Kulisse, die ihr da habt. Das glicht dann eine langweilige Fahrt durch die Kasachische Steppe aus. Und die Kloster in den Bergen, total verrückt.

    Macht weiter so und lasst uns weiter so schön teilhaben wie bisher!

    Herzliche Grüße aus Hamburg von Carl & Clara

  2. Wie immer ein total schöner Bericht, ich hätte gar nicht gedacht, dass China so schön ist 😉 Und danach kommt Vietnam- ein Traum. Leipzig versinkt heute morgen im Nebel… Wir drücken euch

  3. “Wir labern einfach auf deutsch los..”:D wenn man sich diese Situation und Konversation vorstellt muss ich lachen:DD.Von den Bildern wieder sehr schön alles 🙂 Ich hoffe, ihr findet ab und an auch Ruhe beim Essen.
    Habt ihr auch Masken gekauft? Wie ist es mit dem Verkehr, ich stelle mir immer viele Mofas vor, die kreuz und quer fahren.
    Viel Spaß und gutes Wetter und liebe Grüße aus dem grauen Pott:)

  4. Hey ihr zwei! Wieder ein toller Bericht und schöne Bilder – nur einige Tiere gefallen mir nicht! Erinnern auch etwas an Halloween- keiner klingelt mehr und hier geht’s ins Bett- toll was ihr alles erlebt! Wir waren mal wieder kurz mit dem Rad unterwegs- km6400 – aber in 4 Jahren!! Lg ihr 2 und Alle!

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