Auf dem Weg Richtung erster Ausreise

Da sind wir wieder nach einiger Zeit der Sendepause ^^ Haben schon wieder eine Zugfahrt hinter uns gebracht und befinden uns nun ca. 1200 km weiter südlich, in Shenzhen, kurz vor Hong Kong. In den letzten drei Wochen haben wir einiges gesehen und erlebt, hier nun die Zusammenfassung 🙂

Von Yichang (letzter Meldeort) brauchen wir 4 Radreisetage bis zum Zhangjiajie Nationalpark. Mal können wir in kurzen Klamotten fahren, dann müssen wir uns wieder warm anziehen. Es ist wieder bergig. Die Campingplätze sind zumeist ¨zivilisiert¨, nah an Baustellen, anderen Häusern oder an einem Kalksteinbruch. Wir durchqueren auch ein Mandarinenplantagengebiet mit diversen ¨Mandarinenumschlagspunkten¨, hier bekommen wir eine Plastiktüte mit Mandarinen vollgestopft, bis sie fast reißt und dürfen nichts bezahlen 🙂 Unsere letzte Campingnacht verbringen wir auf einer Art Betonsteg am Flussufer und sind morgens von Waschfrauen umzingelt, die sich aber nicht weiter stören lassen 🙂

Dann geht es auf in den Zhangjiajie Nationalpark, eine Art Steinwald, der als Inspiration für die Landschaft im Film Avatar hergehalten hat. Die Eintrittskarte, eine Chipkarte, ist an 4 aufeinander folgenden Tagen gültig und beim Betreten des Parks wird gleich der Daumenabdruck abgenommen – wie mir am zweiten Tag klar wird – zur Personalisierung der Eintrittskarte ^^ Zusammen mit großen Tourimassen und schön untermalt vom Gequäke der Touriführer durch ihre Mikrofone schieben wir uns vor zur Bushaltestelle. Hier müssen wir nicht lange warten und werden in kleineren Gruppen die Berge hochgekarrt, Kotztüten hängen parat, werden zum Glück aber nicht gebraucht :D. Alle Punkte im Park, die leicht zugänglich sind, sind voll mit Touris und am Anfang sind wir ganz schön enttäuscht.. als wir aber dann das große Treppensteigen beginnen, sind wir fast alleine und können nun neben unserem Gekeuche auch die Vögelchen hören 🙂 Tag eins durch den Park besteht also aus einer kurzen Wanderung und danach quasi nur noch aus Treppensteigen, erst hoch, dann runter es gibt viel Farn, Palmen und Bambus.. meine Waden zittern am Ende des Tages, laufen sind wir nicht gewohnt 😛

Am zweiten Tag gönnen wir uns eine Gondelfahrt bergauf und dann geht es wieder bergab – Treppenstufen, meine Beine und ich kollabieren fast, aber am Ende gibt es noch ein paar Makaken in freier Wildbahn zu begutachten 🙂

Am Nachmittag des gleichen Tages geht es gleich mit dem Rad weiter, visums-technisch haben wir ein paar Hummeln im Hintern..die vom Treppensteigen geschundenen Beine haben aber kein Problem mit dem Fahrrad fahren 🙂 Raus gehts aus dem Ort, bergauf, zumeist auf einer Nebenstraße. Hinter der Stadt Zhangjiajie finden wir einen Zeltplatz am Fluss.

Unsere nächste Station ist nun Fenghuang. Nun fahren wir 3,5 Tage und es ist nur grau, nebelig, kühl und sehr regnerisch. Kiwis ergänzen nun den Straßenverkauf von Mandarinen, die entsprechenden Bäume erkennen wir aber nicht. Einen Abend zelten wir ein Stück der Straße entfernt neben einem Müllhaufen (zum Glück war es schon dunkel, als wir unseren Zeltplatz in Beschlag genommen haben^^). Nach einem weiteren Regentag pennen wir im Hotel (mittlerweile können wir solche Etablissements auch in kleineren Orten erkennen ^^), dann sind es nur noch ca. 35 km bis Fenghuang, aber hier gehen einige Regenschauer über uns nieder.. In Fenghuang ist alles voll mit Treppchen und kleinen Gässchen..hach wunderbar mit einem bepackten Fahrrad, die Hotelsuche (bereits gebucht und bezahlt) gestaltet sich mal wieder ¨Blinde-Kuh-mäßig¨, in dem wir so lange überall nachfragen, bis wir im richtigen Hotel stehen 😀 Klimaanlage auf 30 °C und erstmal auftauen und ausruhen.. der nächste Tag wird ein kompletter Ruhetag (erst abends verlassen wir das Zimmer), wir merken beide noch Muskelkater in den Waden von unserem Nationalparktreppensteigen..

Hier ein paar Eindrücke aus Fenghuang, Wetter unverändert, daher im Dunkeln am schönsten 😀

Nach unserem Ruhetag sind wir wieder motivierter weiter zu fahren.. es ist kühl und feucht, regnet aber nicht. Die Räder müssen wir aus der Altstadt noch zur Straße hochschleppen, und dann kann es losgehen. Die Strecke ist schön, Serpentinen und schicke Berglandschaft, wir treffen sogar auf weitere Radler, machen natürlich Fotos. Abends erreichen wir nach über 80 km die Stadt Huaihua und checken kurzerhand schon wieder ins Hotel ein. Es ist ein riesiges Gebäude in der Innenstadt, wo es unten ca. 5 verschiedene Rezeptionen gibt, alle Hotelzimmer in einem Gebäude in unterschiedlichen Stockwerken verteilt.. Gegen 9 am nächsten Morgen geht es weiter, grau, nebelig und nass, die Ausfahrt aus der Stadt dauert.. Mittags essen wir mal wieder in einer Suppenküche (fürs Protokoll: Mit Übertritt der chinesischen Grenze haben wir außer Wasser nichts mehr gekocht..und auch das hat seit einigen Wochen ein Ende, da die Pumpe an unserer Benzinflasche defekt ist..aber wo könnte man sich besser Heißwasser schnorren als in China 😀 ?). Später am Tag treffen wir die Radler vom Vortag wieder, wir haben alle das gleiche Ziel: Guilin. Erneute Fotosession, dann trennen sich unsere Wege, wir campen (mal ein schöner Platz, oberhalb eines Bambushains), sie gehen ins Hotel.

Am nächsten Morgen (das Wetter war ungewohnt trocken, wie schön :), fahren wir los und treffen in der nächsten Ortschaft gleich wieder auf die Radler von gestern. Zur Frühstückspause pflanzen wir uns in eine Bushaltestelle. Die anderen Radler zischen winkend an uns vorbei…Kaum haben wir angefangen zu essen, da fährt ein Polizeiauto vorbei. Wendet und kommt zurück, die Polizisten kommen zielstrebig auf uns zu.. ¨Och nö¨ denke ich noch ¨müssen die jetzt ihre Neugierde befriedigen? Ich will frühstücken!¨… Tjaa. Nix da. Zickzack erklärt uns der Polizist (wohl in unserem Alter) per Übersetzer: ¨This is a military restricted area. Foreigners are not allowed here¨… ?!?!?! Häh?!?! Wo kommt die jetzt her?!?!Eine unschuldige schöne Gegend, Landwirtschaft, Dörfchen..alles normal, oder nicht? Soo, also Pässe raus.. und der Übersetzter tönt weiter ¨ If you want to go to Guilin, you must go to Huaihua (der aufmerksame Leser weiß, hier waren wir GESTERN^^, nun ca. 100 km entfernt) and take a train to Guilin¨… Darauf antworten wir nicht so richtig, das ist doch nach einer Verhaftung das Worst-case-Scenario.. Das militärische Sperrgebiet scheint riesig zu sein, einfach umfahren oder eine andere Straße nehmen wohl unmöglich.. Unser Tablet wird auf Fotos durchsucht, ist aber nichts dabei..Die Polizisten überlegen, dann fahren 2 von 3en los, einer bleibt bei uns. Max löscht noch schnell ein Foto von einem Zug mit Raketenwerfern, vor einiger Zeit aufgenommen, ich checke, ob es eine Zugverbindung zwischen Huaihua und Guilin gibt, kann aber nichts finden und teile dies auch dem einen Polizisten mit.

Das letzte Foto aus dem militärischen Sperrgebiet^^ Man beachte die Kinderwagen links

Dann kommen die Polizisten zurück, diesmal mit einem Pick-up. Nun wollen sie auch die Kameras sehen, glupschen durch die Fotos und es heißt, dass ein Militärheini sich nun auch unsere Fotos anschauen muss. Zum Warten sollen wir mit zum Polizeirevier, werden samt Rädern auf den Pickup-Truck verladen. Achso, vorher durften wir noch fertig frühstücken, das war sehr freundlich ^^. Das Polizeirevier liegt zum Glück in unserer Fahrtrichtung :D. Ab ins kalte Polizeirevier, wir bekommen Wasser und sitzen oder stehen dumm rum, Kinder kommen rein und begucken uns, das macht Laune.. Dann irgendwann kommt Mr. Militär. Er kann ein wenig englisch und ist sehr höflich und ruhig. Fotografiert unsere Pässe und schaut sich die Bilder der letzten 2 Tage auf unserer Kamera an, nichts schlimmes dabei. Er erklärt uns nun einen neuen Plan, wonach wir irgendwo Richtung Süden aus dem Gebiet gekarrt werden sollen. Und wir sollen auf keinen Fall irgendwelche Fotos machen.. Immerhin ist der Huaihua-Plan vom Tisch. Das beruhigt uns ja schonmal ^^ Ab geht die Fahrt, wir sollen nach einger Zeit an Kollegen aus einem benachbarten Gebiet übergeben werden. Die Übergabe findet auf einer Straßenkreuzung statt, ein schaulustiges Auto hält und eine Frau will tatsächlich ein Selfie mit mir machen… Ich glaub es hackt!/%$% Nein dafür habe ich gerade irgendwie keinen Kopf.. Zum Glück ist unser Transport abfahrbereit und da muss ich leider leider schon einsteigen. Weiter geht die Fahrt. Irgendwann halten wir wieder an, Standort Wallachei. Wir warten. Irgendwann kommt ein Polizeiauto mit 4 Polizisten. Alle steigen aus. Wieder will da irgendwer zum 10. Mal den Pass angucken. Dann fahren wir ihnen nach zur nächsten Polizei-Station. Mittlerweile stehen wohl ca. 10 Polizisten um uns rum. Schon wieder wollen sie den Pass sehen und fotografieren unser Usbekistan-Visum..hm das ist nicht das relevante Visum.. aber OK..Dann werden uns sogar noch Nudeln gebracht. Neue Polizisten kommen dazu, wieder Passkontrolle und Scan, sie beraten sich, wir essen. Der Oberpolizist hält uns eine Übersetzung hin. ¨This is a military restricted area. If you don`t leave in time you will be punished¨… Äh ja ok, wir würden nun sehr gerne verschwinden..Am Ende halten sie einen Transporter unten an der Straße an. Rauf mit den Rädern, wir auf die Rückbank und mit Polizeiauto hinter uns geht es über die Autobahn raus aus dem Militärgebiet. Runter von der Autobahn, wir dürfen tatsächlich gehen. Der gestrenge Polizist meldet sich nochmals ¨ If I see you again in this area, I will punish you¨. Ich muss darüber ein bisschen Grinsen, als ob wir freiwillig wieder kommen. Per Übersetzer bedanken wir uns dann für die Fahrt, beteuern, dass wir nicht zurück kommen werden und dass wir nach Guilin fahren werden. Da lächelt er sogar, sie fahren weg und von mir fällt ganz schön viel Anspannung ab, ich bin richtig fertig.. wir waren ca. 7h in Polizeigewahrsam und obwohl alle freundlich waren und wir ja auch mit Essen und Trinken versorgt worden sind, war es keine angenehme Sitution. Wir fahren noch ein wenig, essen noch was, ein Liter Cola muss her, und dann fahren wir bis zur Dunkelheit und finden einen Zeltplatz in der Nähe von Reisfeldern auf einer Betonbrücke..

Der nächste Morgen ist wieder? Genau! Nebelig grau und garstig. Es geht bergauf, die Sichtweite beträgt nur wenige Meter. Bambus, Palmen..Irgendwann regnet es auch wieder. Wir frühstücken in einem Bushaltestellen-Pavillon, bekommen Besuch von einer Mum mit 2 Kindern, sie gibt uns Erdnüsse und einen Schluck von einem komischen Gebräu grün und milchig, schmeckt nach Verbrannten Wokresten und bitter 😀 Nachschlag, nein Danke^^ Im Austausch bekommen die Kinder eine Mandarine :). Wir fahren und fahren, bei dem Wetter legt man sich kaum zur Pause mal an den Straßenrand..

Die Mittagspause in einem kleinen Ort ist entspannt, um uns herum spielen Leute um Geld Karten, wir können in Ruhe essen und ich kann mir noch einen kleinen Kaffee machen. Während der Pause gehen noch einige Regenschauer runter.. Dann gehts weiter. Überall ist wieder viel Bambus, mit wirklich krassen Durchmessern und Längen (geschätzt:15 cm X 7m). Hin und wieder kommen wir dann an Holzverarbeitungsbetrieben vorbei. Zeltplatztechnisch ist es schwierig, alles nass, links ein steiler Abhang und rechts eine Steilwand. Es regenet dann wieder und als es dämmert sind wir in einem kleinen Dorf. Max kundschaftet eine Halle aus, wir fragen am nächsten Haus nach, ob wir da zelten können.. einige Leute versammeln und beraten sich, aber nur eine Frau ist kommunikativ und bedeutet uns, ihr zu folgen. Sie bringt uns zu einem Hausbau ohne Tür, eine wackelige Treppe rauf, hier könnten wir zelten? Oh perfekt :D! Ein Riesendach, dicht, flacher Boden, himmlisch. Sie geht wieder ihrer Wege und wir bauen das Zelt auf, brauchen noch nicht mal unser Überzelt.. Und es regnet und regnet in der Nacht, ich bin so froh, dass wir nicht irgendwo in der Wildnis wegschwimmen.

Es regnet weiterhin, als wir uns wieder auf die Räder schwingen. Bergauf müssen wir fahren, Zwischendurch immer mal wieder Starkregen. An einer Häusersammlung fragen wir nach Wasser, es gibt nur kaltes Wasser aus der Leitung, aber wir können uns mit um ein kleines Feuer in einem Metallkessel in der Mitte der Küche? Setzen und uns die Hände aufwärmen! Über uns trocknen eine Ratte, 2 Mäuse, Pilze und Chilischoten im Rauch des Feuers 😀 Regen hin oder her, wir wollen weiter. Meine Regenhose wird undicht, das trägt unheimlich zur Gemütlichkeit bei^^ Unser Frühstück ohne Heißwasser beteht dann aus Bananen und Erdnüssen. Danach gehts bergab, schön kalt wirds da. Irgendwann kommen wir in einen Ort mit der obligatorischen Suppenküche im Garagenformat. Wir setzen uns frierend und futtern jeder 2 Portionen Nudelsuppe und eine kurze Aufwärmphase beginnt. Im Lädchen nebenan versorgen wir uns noch mit Cola, Schokolade und Cookies zur Aufrechterhaltung unserer Moral 😀

und dann geht die Fahrt weiter. Zum Glück hört es dann bald auf zu regnen, weg mit der Regenhose und alle anderen Hosen trocknen dann recht schnell. 40 km vor Guilin steigen wir mal wieder in einem Hotel ab, und am nächsten Tag kommen wir regenfrei in Guilin an, die gesamte Strecke an einer Hauptstraße im Stadtgebiet, da heißt es nur: Fahren Fahren Fahren.

In Guilin plündern wir mal wieder einen großen Supermarkt, hier gibt es Schokolade und leckere Kekse, die man unterwegs nur selten findet und natürlich auch unsere geliebten australischen Haferflocken im 1.5 kg Format 😀

Wir wollen uns Zugtickets nach Shenzhen besorgen, am 20. November müssen wir aus China ausreisen und per Rad schaffen wir es nicht bis nach Hongkong in der verbleibenden Zeit. Im Kopf ist schon alles klar: Wir holen uns Tickets für den langsamen Nachtzug und die Räder kommen mit, haben wir ja schonmal gemacht^^ Aber nein! Es ist natürlich anders und die Räder müssen in einem anderen Zug fahren, der ca. 3 Tage bis nach Shenzhen (gute 600 km südlich) braucht, wir können dann auch den schnellen Zug nehmen, der nur 3 h braucht und warten dann in Shenzhen auf unsere Räder und den Großteil unseren Gepäcks. Bei der Gepäckaufgabe werden wir nach Gas, Benzin und Messern gefragt. Ja, haben wir alles dabei 😀 Nichts davon darf ins Gepäck in die versiegelten Pappkartons.. Sogar unsere Werkzeugtasche kommt nach Durchleuchtung zurück und wird genau inspiziert, ist aber dann genehmigt..¨Nun¨ denken wir uns, ¨stellen wir uns dumm und gucken mal, wie wir mit unserem gewalttätigen Handgepäck durch die Sicherheitsschleuse kommen¨ Ich stopfe mein Messer zur Sicherheit noch in die Thermoskanne^^ Und zack sind wir im Bahnhof samt Messer, Pfefferspray, einem Gaskanister und einer leeren Benzinflasche 🙂 Auch die Scanner in der Metro in Shenzhen scheinen nichts schlimmes zu bemerken, Glück gehabt! Draußen in der Stadt sind es wohl auch am Abend noch an die 27°C, wir kommen so langsam Richtung Tropen!

Nun hoffen wir, dass wir die Räder heute schon bekommen und dann machen wir uns auf den Weg ins teure Hongkong. Achso, beim Pizza-Essen haben wir bemerkt, dass wir schon gar nicht mehr ans westliche Essen mit Kilos von Käse gewöhnt sind und waren nach wenigen Stücken schon pappsatt (das wäre vor allem Max vorher nicht passiert :D).

Ihr hört bald wieder von uns, über die genaue Route nach Hongkong sind wir uns noch nicht so im Klaren.

3 Replies to “Auf dem Weg Richtung erster Ausreise”

  1. Hallo ihr 2, ein Erlebnis jagt das nächste und selbst das Polizeigewahrsam überlebt ihr – chapeau – oder wie sagt man!?;) freue mich auf weitere Fotos und Berichte! Hier wird es kälter! Bis bald! Glg Anja

  2. Ups…das war ja mal wieder sehr interessant! Tolle Küchen und zum Teil sehr sehr sehr schöne Fotos! Ich freue mich schon auf eure Ausstellung…..wo soll das gleich nochmal sein? Vielen Dank das ich so gut informiert werde was ihr alles erlebt! Weiterhin gute Reise!

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