Die Räder und unser Gepäck konnten wir sehr einfach am Güterbahnhof in Shenzhen wieder in Empfang nehmen, da haben wir uns sehr gefreut :). Alles wird wieder zusammengebastelt und wir fahren zum Grenzübergang nach Hongkong, keine 5 km entfernt. Ein großer 2-stöckiger Gebäudekomplex. Die Ausreise verläuft easy, wir müssen nur noch unser gesamtes Gepäck durch den Scanner schieben und schon sind wir im Niemandsland. Hier müssen wir einen Bus nehmen, selber fahren zum Einreise-Check-point ist nicht erlaubt… Etwas entnervt basteln wir zum dritten Mal an diesem Tag das Gepäck ab und schieben alles in den Laderaum des nächsten Busses. Wir fahren keine Minute, da heißt es schon wieder ¨alle aussteigen¨ per Handgewedel. Alle drängeln raus, reißen ihre Koffer aus dem Gepäckraum, wir dürfen immerhin die Räder drin lassen und schleppen alle Taschen nun zur Einreise-Kontrolle, füllen einen kleinen Schein aus und sind die letzten, die sich mit dem Gepäck wieder rausquälen, unser Busfahrer & die Insassen warten schon ungeduldig.. Sooo, weiter geht die Fahrt und dann werden alle in einer Stadt in den ¨New Territories¨, (Festlandteil von Hongkong, von GB im zweiten Opiumkrieg annektiert). Linksverkehr, die mobilen Daten aus China zählen nicht mehr, neue Währung, neue Preise. Wir rotieren ein bisschen durch die Gegend, holen Geld, essen was und beschließen dann, aus der Stadt rauszufahren und einen Campingplatz zu suchen..Schnell kommen wir auch in ruhigere Gefilde, öffentliche Toiletten in einem Top Zustand (Wasser, Seife und Klopapier vorhanden^^) gibt es sehr regelmäßig. Die grünen Flächen auf der Karte sind allerdings wässriges Minibambus-Gebiet, nichts zum Zelten.. am Ende liegen wir hinter einem Auto in der Nähe einer ruhigen Siedlung, ein öffentliches Klo in Reichweite ^^
- Der Top-Campingplatz^^
- Aussicht nach kurzer Fahrt am Morgen
- Ein schiefes Boot
- Ruhige Straße am Sonntagmorgen
- Die ersten Wohnkomplexe kommen in Sicht..
- 😀
Am nächsten Morgen bauen wir das Zelt ab, keiner hat Anstoß genommen, und wir radeln los. An der Küste entlang ist der Weg sehr schön, es ist grün und sonntagsstimmung liegt in der Luft. Einige Leute grüßen uns mit ¨Good morning¨, wir sind geplättet 😉 An der nächsten Ecke gibt es englisches Frühstück und echten Kaffee.. Ja, wir sind nicht mehr so ganz in China! Viele Sportradler überholen uns oder fahren und entgegen, wir kommen an einem Porsche GT4 (oder so) Treffen vorbei.. Sympathisch. Hügelig ist es und bald sehen wir einen Campingplatz gleich an der Straße, es stehen Zelte dort und die Leute kochen mit ihren Campingkochern, die öffentliche Toilette in 1A Zustand natürlich dabei. Wir machen uns unser Standardfrühstück, mit der neuen geschmuggelten Gaskartusche sind wir dazu ja wieder in der Lage :D. Dann fahren wir weiter, von der Sonntagsstimmung angesteckt. Gute Radwege auf weiter Strecke und wir tasten uns Richtung Süden vor. Ein Brite fährt neben uns, fragt ein bisschen und empfiehlt uns dann einen Campingplatz für die Nacht. Das machen wir 🙂 Ordentlich einkaufen, dann kämpfen wir uns zum Campingplatz bergauf und haben einen chilligen Nachmittag, ich putze mein Fahrrad und wechsle die Bremsen aus, Max kocht leckere Nudeln mit Tomatensoße..Mjom mjom, das hatten wir lange nicht mehr 🙂 An einigen der Tische konnten wir ein paar Hongkonger mit ihren komischen Kötern beobachten. Zu dicke Pudel oder Minikläffer, die von A nach B getragen wurden und denen alle 2 Minuten irgendwelche Fussel aus dem Fell gepult wurde. Manche wurden mit einer Spritze gefüttert, das Maul wurde ihnen nach dem Trinken abgewischt..Hach..
- Tarn-Motte
- Ausblick auf Vororte von HK
- Ein grimmiger Affe kommt des Weges..
- ..und randaliert ^^
- Wohnraum
- Wohnraum im Detail
Dann wird es doch Zeit, sich Richtung Hongkong-City durchzuschlagen, und der Tag wird eher anstrengend, die Bebauung wird dichter und höher, der Verkehr nimmt zu. Am Ende buchen wir uns ein Hotel noch gute 10 km entfernt und es dauert ganz schön, bis wir da sind. Zwischendurch habe ich das Gefühl, dass es fast unmöglich ist, dorthin per Rad zu gelangen. Die Straßen verlaufen 3-stöckig, oft für Radler verboten.. sollen wir versuchen, die Bahn zu nehmen?? Oh jee. Erstmal was essen 😀 Danach wechseln wir unsere Navigationsapp, und der Weg ist auf einmal recht einfach, nachdem wir einfach kurz eine verbotene Straße genommen haben 🙂
Der nächste Tag ist dann dem Sight-seeing ohne Räder vorbehalten, wir gurken mit der Metro, sind zu früh am Blumenmarkt und am Singvogelmarkt (ein bisschen was gibts trotzdem zu sehen). Im Kowloon-Park sehen wir einen Radtourer. Wir sprechen ihn an.. er ist vor einigen Tagen aus Californien gelandet und möchte nun Geld für die Weiterreise verdienen. Er übernachtet im Park, ein Inder gesellt sich kurz zu uns, auch er lebt im Park, arbeitet für eine Security-Firma und spart sein Geld für eine Wohnung..krass. Da leben und reisen wir sehr luxuriös..
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An dieser Stelle einige Ausschnitte aus dem Wikipedia-Artikel zu Hongkong:
[…] dass der Anteil an Millionären und Milliardären in Hongkong so hoch wie nirgendwo sonst, das Einkommen aber eklatant ungleich verteilt ist. Nirgendwo in China ist die Armutsquote so hoch wie in Hongkong. Rund 20 Prozent der Hongkonger Bevölkerung. leben unterhalb der Armutsgrenze[…]
Zur Wohnsituation:
[…]Hunderttausende Menschen als sogenannte Cage People (deutsch etwa: Käfigmenschen). Das ist die Bezeichnung für Bewohner Hongkongs, die mit mehreren Personen in einem Raum wohnen, welche durch abschließbare Käfige oder Holzboxen geteilt sind. Die Käfige dienen als einzelneWohneinheiten, sind etwa zwei Kubikmeter groß und teilweise doppel- oder dreistöckig gestapelt. Ganze Familien leben in den Käfigen, teilen sich mit sechs anderen Familien eine Toilette, waschen dort ihre Wäsche mit der Hand und schlafen übereinander[…]
Zur Arbeitssituation:
[…]Anders als im restlichen China bestand in Hongkong 2017 immer noch keine Krankenversicherungspflicht […]
[…]seit 2014 arbeitsrechtliche Minimalbestimmungen, entsprechen jedoch noch nicht den auf dem Festland geltenden Arbeitsvertrags- und Arbeitssicherheitsgesetzen.
[…]Hongkong hat mit 51,5 Stunden im Schnitt die längsten Arbeitszeiten der Welt. Nirgendwo wird in China mehr gestreikt als in Hongkong.
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Ja. Nach dieser Begegnung im Kowloon Park gehen wir in Richtung Fährhafen und kommen schön an der Glitzi-Posh-Geld-Welt raus.. Riesige Shoppingmalls und sterile Glasfassaden, an denen die Luxus-Labels prangen.. Ekelig, besonders im direkten Zusammenhang mit den Parkbewohnern…
- Vogelfutter
- Weihnachten steht vor der Tür..
- Fancy Shoppingcenter
- Ein gut gelauntes Mäxchen
- Ausblick auf HK Island
- Und rüber geht´s
Wir setzen dann noch rüber auf Victoria Island, auch hier zunächst sterile Hochbauten, Bankgebäude, Shoppingmalls, dazwischen ein Netz aus Gängen und Straßenüberführungen in denen gestylte Büromenschen wandeln. Ein Lichtblick in dieser Gegend: der Hongkong Park, künstlich angelegt mit Teichen und Beeten, aber es gibt schöne Schmetterlinge und Schildkröten zu sehen. Eine Oase im Stahlbeton.
Mit der 2-stöckigen, rumpeligen Straßenbahn kommen wir dann in einen schöneren Bezirk, mehr Dreck, mehr Essen, mehr Leben. Wir gucken uns allerlei getrockenete Meereserzeugnisse und ein paar Märkte an.
- Seesterne
Der eine Tag Stadteierei hat uns ordentlich gereicht und wir fahren am nächsten Tag mit der Fähre weiter nach Macau. Die ca. 60 km per Fähre dauern nur eine Stunde (TurboJet ^^), alle Passagiere sollen sich anschnallen, die Atmosphäre und Sitzplätze sind ein bisschen wie im Flugzeug..
Macau war bis 1999 portugiesische Kolonie und ist nun eine Sonderverwaltungszone, in der Glücksspiel legal ist. Haupteinnahmequelle ist daher der Glücksspiel-Tourismus und die Kasinos in Macau machten 2013 sechsmal so viel Umsatz wie die in Las Vegas (wiki).
Wir uns schon den einzigen Campingplatz rausgesucht und fahren ziemlich zielstrebig dorthin. Unterwegs kommen wir an riesigen Hotel/Casino-komplexen mit auffälliger Architektur vorbei, später werden die Häuser kleiner, es wirkt tatsächlich wie ein portugiesisches Hafenstädtchen.
Sämtliche Beschilderungen sind auf chinesisch und portugiesisch. Der Campingplatz kostet soviel wie ein gutes Hotelzimmer in China (ca. 12 Euro) und besteht aus einem eingezäunten Bereich mit Wächter und Zugang zu einer öffentlichen Toilette mit kalten Duschen, ist dafür aber direkt am Meer gelegen. Wir haben einen gemütlichen Abend mit Campingkocher, Fertig-Jiaozi (Maultaschen) und Bier 🙂
- Über diese Brücke sind wir rüber gefahren
- Mal wieder ein hübscher Radweg 🙂
- Hmm, leckeres Dosenfutter wartet noch 🙂
- Vor dem Campingplatz
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Rückweg, schauen noch kurz in der Altstadt vorbei und reisen dann wieder nach China ein, es fühlt sich ganz gut an, wieder hier zu sein und wir freuen uns über die schönen Preise, die guten Radwege und über generell mehr Platz 🙂
- China-Portugal-Crossover
- Eine Bäckerei, da können wir nicht einfach dran vorbeifahren!
- Ruine einer Kathedrale
… der nächste Beitrag folgt in Kürze!
Oh, da seid ihr ja wieder ein ganzen Stück gefahren!! Und so viele Menschen!! Und so hohe Häuser mit winzigen Balkonen, das ist echt krass!