China Part 2

Unsere Freude darüber wieder in China zu sein ist nur von kurzer Dauer.. Wir fahren an der Südküste Richtung Westen und Vietnam. Dabei sind wir oft auf Hauptstraßen (unvermeidlich) unterwegs, oder tangieren große Städte. Die Suche nach einem geeigneten Campingplatz am Abend ist oft die Wahl zwischen Müllhalde und Straße, es ist im Allgemeinen eher ungemütlich, ganz ohne ¨Campingromantik¨… Dazu kommen dann tagsüber der Krach der Straße (vor allem das nervtötende unablässige Hupen) und das Geglotze vieler Leute, die sich beim Rollerfahren noch 10 mal umdrehen, ich hätte gerne mehr Bäume auf der Straße 😛 Die Leute gucken nur (blöd), und mir fehlt Motivation und Energie zum beständigen Lächeln und Winken, man fühlt sich oft wie ein aussätziges Alien und das ist anstrengend.

Natürlich begegnen wir auch freundlichen Menschen, die uns im Regen unter ihr Dach winken und uns mit Tee abfüllen, bis es wieder aufhört zu regnen, oder einfach Leuten, die uns angrinsen und/oder einen Daumen-hoch-Zeichen geben, aber das ist eher seltener der Fall.

Aufgrund der Routensituation mit zu viel Stadtgebiet und auch zu viel Regen zwischendurch hängt unsere Fahrmotivation ganz schön durch.. Nun sind wir in Beihai (ca. 200 km von der vietnamesischen Grenze entfernt) und relaxen (mal wieder) in einem Hotel und planen die weitere Route.

Nun zur Zusammenfassung der letzten Tage: An unserem ersten Abend in China campen wir auf einer Wiese unter Kamera-Beobachtung an einem Wehr, die (ruhige) Straße ist keine 20m entfernt und gegen 22 Uhr haben wir Angler direkt neben unserem Zelt, ich wache von ihrer mittellauten Unterhaltung auf, aber niemand guckt ins Zelt o.ä. ^^

Trotz der vielen Städte haben wir auch immer mal Streckenabschnitte auf kleinen Straßen, Bananenstauden, Reisfelder und Papayabäume säumen den Weg. Wir fahren durch ein Räucherstäbchenproduktionsdorf, interessant und wohlriechend 🙂 Abends finden wir einen schönen Campingplatz in einem hügeligen Bambuswald, die benachbarten geräuschintensiven Steinbrucharbeiten finden gegen 20 Uhr ein Ende^^

Auch am nächsten Tag finden wir einen recht schönen Zeltplatz an einem Fluss vor Bananenstauden auf einer schönen Wiese. Tagsüber passiert nicht viel, Radfahren, Mittagspause (Nudeln*), Radfahren, Schlafen. Das ist wohl auch noch ein Punkt: Es gibt zwischendurch keine schönen Pausenplätze, die zum Chillen einladen würden, und so fahren wir nur von kurzen Pinkel- und Snackpausen unterbrochen meistens so 80 km am Tag..

*In den Nudelsuppen mit Huhn finden sich oft sämtliche Bestandteile des Huhns wieder. Innereien, Stücke vom Hals..¨hm ist das die Speiseröhre??¨ Man kann es auf jeden Fall essen, oft muss man irgendwo noch die Knochen rauspulen. Da merke ich auch, wie verwöhnt wir in Europa sind. Bitte nur die Hühnerbrust, der Rest geht nach Afrika.. Bei Schwein oder Rind sind die Fleischstücke zumeist so klein geschreddert, dass es sich unbemerkt um sämtliche Tierarten handeln könnte.*

Weiter geht die Fahrt durchs graue China. Wir frühstücken in einem recht abgewrackten Dorf mit einem funkelnagelneuen Outdoor-Fitness-Studio, optimal zum Sitzen und Zelt trocknen. Es beginnt zu nieseln und dann zu regnen und es hört auch nicht mehr auf. Abends checken wir in einem Hotel in einem Küstenort ein und bleiben gleich noch einen Tag..

Weiter soll es gehen, ich habe absolut keine Motivation, aber nun. Abfahrt um 10 Uhr, um halb 11 habe ich einen Platten und es fängt an zu nieseln.. yeah. Es bleibt zunächst beim Nieseln, nach dem Mittagessen wird der Regen allerdings wieder stärker und im nächsten Ort mampfen wir erstmal ein Eis aus einem Supermarkt, einfach nur um unter einem Regenschutz rumzustehen.. danach setzen wir uns in einen Milk-Tea-Laden gleich nebenan (das ist neu für uns, bisher gab es in China keine Cafes oder Läden, in denen man einfach sitzen und etwas leckeres trinken konnte), kippen uns schönes warmes süßes Milchgebräu hinter die Binde und buchen uns einfach das nächste Hotelzimmer ca. 20 km entfernt auf der Insel Hailing. Mit dieser Aussicht lässt es sich doch gut Radeln 😀 Zack sind wir da, der Regen stört nun nicht weiter. Das Hotel befindet sich in einem riesigen Resort-Komplex, es ist keine Saison und daher scheint alles etwas ausgestorben zu sein.. Das allerbeste aber ist: eine WASCHMASCHINE auf dem Balkon 😀 Coool!. Da bleiben wir doch gleich noch eine Nacht (keine Lust, es regnet, und es ist Waschtag^^)! Wir besuchen noch ein Museum, in dem ein 800 Jahre altes Schiff langsam ausgebuddelt wird. Es ist ein Handelsschiff, das kiloweise Keramikschüsseln und Co. transportiert hat.

Die Milk-Tea-Shops werten in den nächsten Tagen unsere Fahrten durchs Stadtgebiet deutlich auf, es gibt sogar leckere Waffeln zu essen 🙂 An den kleineren Straßen liegen riesige Muschelschalen-Berge am Straßenrand und Leute holen entweder das Muschelfleisch raus oder schaufeln die Berge durch die Gegend.

An einem Abend haben wir uns einen schönen Platz an einer Plantage gesucht, wollen gerade mit unseren Rädern zwischen den Bäumen verschwinden, da steht auf einmal ein junger Typ vor uns. Nach kurzen sprachlichen Verwirrungen lädt er uns zu sich nach Hause ein ¨come to my home¨. OK 🙂 Wir folgen ihm und sitzen dann in einem typisch kahlen Voraum zusammen und unterhalten uns per Translator. Er heißt Len-Ten-Dong (lautsprachlich nachgeschrieben^^) und studiert unter der Woche in Maoming. Um uns herum eine rieisige Litschi-Plantage, die Ernte ist schon durch. Draußen laufen Hühner und Hunde durcheinander. Nach und nach kommen immer mehr Leute zusammen, rollen auf ihren Rollern vor ¨my family¨. Wir werden mit gefülltem Dampfbrot und Mandarinen versorgt, und in der in einem Anbau gelegenen Küche wird wild gekocht. Irgendwann setzen wir uns alle zum Abendessen zusammen, ca. 7 Erwachsene (und wir) und 4 Kinder. Natürlich gibt es Reis 🙂 und dazu auf Extra-Tellern Spinat, Tofu, Speck, eine Art Riesenzucchini, jeder nimmt sich was er mag. Dann können wir sogar noch Duschen 🙂 Und fallen dann nach einer kleinen Runde Fotos gucken gegen 10 ins Bett.

Wir sollen unbedingt auch morgen noch zum Frühstück dableiben ¨we will have chicken¨, das machen wir natürlich 🙂 Nach einer Fragerunde ¨who is the most popular person in germany?¨ .. ööhh Angela Merkel vielleicht?? ¨Does every german person own a gun?¨ und ein bisschen Ballwerfen mit seinem kleinen Bruder geht es dann ans Frühstück: Huhn gekocht und in Stücke gehackt, Reis, gebratene Erdnüsse und ein paar Reste von gestern können in einer Knoblauch-Soja-Soße gewälzt und gegessen werde. Ungewohnt als Frühstück aber sehr lecker! Das Huhn wurde kurz zuvor durch einen Halsschnitt getötet, gerupft und gekocht, frischer gehts wohl nicht.

Wir drehen dann noch eine kleine Runde durch die Ansammlung von Häusern, die über Trampelpfade miteinander verbunden sind. Es gibt einen etwas heruntergekommenen Tempel und wir besuchen noch kurz die Oma von Len-Ten-Dong. Als wir zum Haus zurück kommen haben sich wieder einige Leute versammelt, wir machen noch ein Abschiedsfoto, bedanken uns für alles und bekommen noch einen 2kg-Beutel mit (Max: irgendwelchen gekochten Wurzeln) Süßkartoffeln und 4 gekochte Eier. (2 Abendessen und ein Mittagessen^^). Und wir sollen doch nochmal zur Litschi-Ernte vorbeikommen 🙂

Nach dieser schönen Begegnung bin ich erstmal wieder versöhnt mit China. Glupschen und Hupen stört mich heute nicht, auch der Regen ist mir egal! Zur Mittagspause sitzen wir an einem Tempel im Schatten und futtern die leckeren Süßkartoffeln, die in allen Farbvarianten von orange, grau und lila daherkommen.

In den folgenden 2 Tagen ist aber das Abgenervt-Sein wieder da. Wir fahren ohne weitere Vorkommnisse nach Beihai, unserer letzten Station vor Vietnam, wir freuen uns schon auf den Wechsel :)!

Hier noch ein paar Bilder aus Beihai:

6 Replies to “China Part 2”

  1. Wieder sehr interessante Berichte! Bin gespannt wie es Euch in Vietnam gefällt, nachdem China aus Radlersicht zuletzt ja wohl doch etwas nervenaufreibend war…
    Das Milk-Tea Bild von Max ist übrigens echt der Bringer 😀

  2. Bis der Name “Le Ten Dong” gefallen ist, wars ja echt eine maue Angelegenheit bei euch beiden! Aber es freut mich, dass es danach wieder bergauf ging!!Kommt gut nach Vietnam und lasst euch vom Regen und den glotzenden Chinesen nicht aufhalten 🙂 LG aus dem grauen Dortmund

  3. Also so ganz kann ich euch das mit dem ständigen Regen nicht abkaufen. Auf den Bildern zumindest ist sehr viel Sonne zu sehen 😋
    Wünsch euch einen entspannten Grenzübertritt und viele nette vietnamesische Bekanntschaften 😘
    LG Juliane

  4. Liebe Vanessa, herzlichen Glückwunsch 🎉 zum Geburtstag 🎂! Alles Liebe, Gute und weiterhin schöne, spannende Erlebnisse im neuen Lebensjahr! Habe noch einen schönen Tag und euch beiden eine interessante Weihnachtszeit😉!
    Lg Anja & Jens

  5. Liebe Vanessa, lieber Max,
    wir wünschen euch Weltenbummlern eine schöne Weihnachtszeit auch ohne Schnee, Gänsebraten und kühle Temperaturen 🙂
    Wir verfolgen mit Spannung eure Reise und genießen die Berichte über eure Abenteuer.
    Bleibt weiterhin tapfer und kommt gesund und wohlbehalten zu uns zurück!
    Liebe Grüße aus Gerichshain

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