Ab nach Vietnam

Aus Beihai sind wir innerhalb von drei Tagen zur Grenze nach Vietnam gefahren. Am ersten Abend überrascht uns ein richtiger Tropenduschregen, innerhalb weniger Minuten sind die Hosen komplett durchnässt, die Füße schwimmen in den Schuhen und das Zelt bauen wir auch im Regen auf, ein großer Spaß ^^ Es ist aber trotzdem noch relativ warm. Naja, dieser Abend setzt das Thema der nächsten Tage: Regen! Mensch, hatten wir ja lange nicht mehr.. die Temperaturen sinken auch ordentlich und die nächsten Tage sind unschön. Unser letzter China-Zeltplatz dann zwischen Scheißhaufen am Straßenrand..yeah. Um zumindest etwas wieder zu trocknen suchen wir uns in der Grenzstadt Dongxing am frühen Nachmittag ein Hotelzimmer und das Wetter kann uns mal!

Dann gehts auf nach Vietnam, der Grenzübergang ist für Fußgänger, für uns eher nervig, Schlange stehen und 2-3 Mal das Gepäck scannen.. aber nun 🙂 Bald wir sind wir auf der anderen Seite. Was uns sofort auffällt: Der Baustil der Häuser ist ganz anders, mehr Verzierungen und die Häuser sind witzig schmal. Es gibt super viele CAFÉS 😀 und es wird wieder mit den bekannten Buchstaben geschrieben! Wir heben 1.5 mio ab und fahren los.. Die Menschen sind wieder offener, Kinder lächeln uns zu und winken (zurück), es ist ganz ungewohnt 😀 Nach relativ kurzer Fahrt sind wir aus der Stadt raus und es gibt einfach nur Natur ohne Landwirtschaft..hach 🙂 Trotz Regens sind wir gut gelaunt. Am Nachmittag werfen wir uns in eins der zahlreichen Cafés und dann campen wir am Abend in einer ruhigen Ecke, Zeltaufbau sogar ohne Regen^^

Der nächste Tag ist erstmal nur grau, wir frühstücken in einer Art Stadtpark, das Zelt kann noch ein bisschen trocknen. Später fahren wir durch küstennahes Wasserwirtschaftsgebiet, ein Weg und links und rechts größere Becken mit Belüftung. Als es wieder zu Regnen beginnt und wir uns gerade in die Regenklamotten gewunden haben, ruft uns eine Frau zu und winkt, wir sollen doch unter ihrem Dach kurz Pause machen. Gerne 🙂 Schon sitzen wir und bekommen Tee in Becherchen, die gut in einem Puppenhaus aufgehoben wären 🙂 Immer mehr Leutchen kommen vorbei, auch zwei Chinesen. Wir kommunzieren ein bisschen mittels Übersetzer und dann wird natürlich noch eine Fotosession gemacht, vor allem Selfies mit Katzenohren standen hoch im Kurs 😀 Am frühen Abend kaufen wir noch an einer Straßenecke eine Mischung aus Fleisch, Sternenfrucht und Kräutern (sehr lecker) um unsere Fertignudeln aufzupeppen. Die Leute lachen, ¨Hello¨, eine Frau fährt wackelig mit meinem Fahrrad eine kleine Runde und ein kleiner Junge trainiert eifrig sein Englisch. ¨What do you like, Yoghurt?¨ 😀 Ein Campingplatz ist relativ leicht gefunden.

Der Tag beginnt mit leichtem Regen, der stärker wird und nicht mehr aufhört. Wir ¨frühstücken¨ Bananen und Milchbrötchen (schmecken hier wieder, in China ungenießbar) im Stehen unter einer Straßenüberführung.. später geht`s noch ein paar Mal durch rote Schlammwege und dann sind wir in Halong. Essen einen leckeren Bratreis und kämpfen uns dann mit Seitenwind über eine Brücke, fahren an der Halong-Bucht entlang.. es könnte so schön sein, aber es ist nur grau und kühl, die Sichtweite ist nicht besonders und so ist alles grau in grau und eines der Highlights von Vietnam zieht an uns vorrüber, wir haben noch nicht mal ein Foto gemacht.. Puh. In einem Café mit Internet buchen wir das nächste Hotelzimmer und fahren mit schlammigen Rädern noch ca. 14 km dorthin. Die Fähre zur Insel Cat Ba ist nur wenige hundert Meter entfernt.

Wir nehmen die Fähre um 11:30, Regen, mit uns sind mindestens noch 6 Backpacker an Bord. Auf der Insel müssen wir nur 20 km fahren, dann wartet schon das nächste Hotelzimmer auf uns. Es gibt nur wenige Straßen mit wenig Verkehr (zunächst) und die Landschaft ist sehr schön, mit grünen Hügeln. Wir schauen uns noch ein ¨Hospital Cave¨ an, ein Krankenhaus aus der Zeit des Vietnamkriegs, das in eine Felsenhöhle (bombensicher) gebaut wurde.

Auf Cat Ba sind so viele Touristen zu sehen, das hatten wir auf unserer Reise noch nie. Wo man auch hinguckt sind westliche-Welt-Menschen unterwegs, zumeist auf einem Roller..Schöner ist es, wenn man alleine ist 😛 Leider bleibt das Wetter grau und kühl, so dass wir uns die schöne Aussicht mit vielen grünen Karstinseln in einem türkisblauen Meer vor blauem Himmel mit ein paar weißen Wölkchen nur vorstellen können. Die Realität ist zumeist dunkelgrün und grau..

Von Cat Ba geht die Reise weiter nach Ha Noi. Wir fahren an der Ostküste der Insel zu einem weiteren Fähranleger und rüber aufs Festland. Nach der Überquerung einer 12 km Brücke fahren wir durch das Industriegebiet von Haiphong. In der Stadt essen wir Reis und Gedöns und halten wenig später am Mega Market an. Ein riesiger Supermarkt, mit Weihnachtsmusik im Techno-Remix 😀 Wir holen uns unsere obligatorischen Haferflocken und ein paar Kilo Süßigkeiten (Schokomuffins, und sie schmecken 🙂 und fahren weiter. Kurze Zeit später gibt Max Pedal einfach den Geist auf, es hatte den Tag über schon leise vor sich hingemuckt.. Hm.. gibt es hier einen Radladen?? Wir sehen erstmal nichts, halten dann vor einem Geschäft mit Rollern, Klimaanlagen und einem Fahrrad in der Auslage. Der Typ winkt ab, schickt uns aber direkt auf die andere Straßenseite. Dem Schild nach ist es ein Wasserfilterladen, der Opi hat aber alle Werkzeuge und Schrauben und Kleinkram und Ahnung von Pedalen 🙂 Kurz guckt er sich Max Pedal an und schon schraubt er dran herum, sucht nach passenden Muttern und Schrauben und bastelt alles wieder fest. Weiter geht die Fahrt. In einer Dorf-Bier-Kaschemme mit Internet suchen wir uns ein Hotelzimmer in der nächsten Stadt, wir wollen heute noch ein gutes Stück fahren, damit wir morgen gechillt nach Ha Noi fahren können. Nach einem leckeren Fassbier (Bia Hoi, fast überall wird es angeboten) dämmert es schon und wir fahren zügig weiter. Es wird dunkel und die Fahrt hat etwas selbstmörderisches.. Roller und LKWs (zumindest mit Licht) fahren trotzdem recht chaotisch und dann müssen wir auch noch ein Stück auf einer Schnellstraße hinter uns bringen.. Mannomann, lädt nicht zur Wiederholung ein, es sei denn, man möchte Teil der Verkehrstotenstatistik werden.. Dann fahren wir auf einer gänzlich unbeleuchteten Straße weiter, hier ist zum Glück deutlich weniger Verkehr. Rechts Häuser, links ein Damm. Hm, dahinter könnte man doch zelten? Ja 😀 Zumindest genau an der Stelle, an der Max mal schnell gucken geht, ob dahinter ein möglicher Zeltplatz ist.. Nochmal kurz Internet schnorren, die Reservierung wieder cancellen und dann zelten wir am Fluss hinter dem Damm.

Am nächsten Tag sind es noch gute 60 km bis nach Ha Noi. Wir wollen an einer Bank vor einem Tempel frühstücken und werden dann rigoros unter ein Dach mit Tischen und Stühlen verfrachtet. Eine Frau kommt auf uns zu “Magdeburg” sagt sie 😀 2 Bier werden uns hingestellt.. Bitte nicht vor dem Frühstück.. Wir mixen unser Müsli, bekommen heißes Wasser und die Frau (sie hat hier das Oberkommando, das wird schnell ersichtlich) ruft Verwandte in Deutschland (4 Uhr morgens) an, mit denen wir in gebrochenem Deutsch sprechen (also unser Deutsch ist noch ok, glaube ich :D). Am nächsten Tag soll ein großes Fest in der Tempelanlage stattfinden und alle drängen uns (inklusvie der Schwester aus Deutschland am Telefon), dass wir dahin kommen sollen. Verschiedene Szenarien werden uns unterbreitet. Wir werden in Ha Noi (immernoch 50 km entfernt) morgen abgeholt, wir lassen die Räder im Tempel (oh nein^^) und werden nach Ha Noi kutschiert und morgen abgeholt. Wir kommen mit dem Bus angefahren und werden an der Bushaltestelle abgeholt..Wir übernachten im Tempel und bleiben bis morgen.. Irgendwann haben wir uns losgeeist, versprechen, dass wir morgen wiederkommen, Beginn der Feier um 8:30.

In Ha Noi leihen wir uns einen Roller vom Hotel, kein Papierkram, gar nichts (“eure Räder stehen ja auf dem Balkon als Pfand^^”). Drauf setzen und losfahren. Die gleiche Strecke sind wir ja gestern per Rad gefahren, mit viel ¨Hello¨vom Straßenrand. Auf dem Roller beachtet uns fast niemand, das Reisemittel hat also großen Einfluss ^^

Wir brauchen gute 1,5 Stunden, kommen sehr pünktlich an und stehen erstmal wie Falschgeld in der Gegend rum. Die Leutchen von gestern freuen sich, uns zu sehen, wir müssen auf die Bühne für ein offizielles Foto mit der Kommando-Frau (ich nennen sie ab jetzt politisch inkorrekt “Hohepriesterin”). Dann werden uns Sitzplätze in den vorderen Reihen gleich hinter der Lokalprominenz zugewiesen. Verschiedene Tänze und Karaoke-Darbietungen wechseln sich ab.

Dann werden Reden geschwungen, dann gibt es ein Festessen mit selbstgebranntem Schnaps getarnt in Wasserflaschen, unsere Tischnachbarn sind sehr humorvoll und einer spricht auch einige Brocken englisch, es wird ganz lustig. Die Hohepriesterin tritt an unseren Tisch, wir stoßen mit unseren Schnapsteebecherchen an und sie sagt uns, dass es gleich noch weiter geht im Programm.

Wieder werden Max und ich recht weit vorne platziert. Nun spielt das ganze vor den buddhistischen Altaren. Die Hohepriesterin ist von vier jungen Männern in roten Roben umgeben. Sie kleiden die Hohepriesterin ein, legen ihr Schmuck an und reichen ihr wahlweise Zigaretten, Schnaps, Fahnen, Fackeln oder Schwerter, mit denen die Frau dann wild herumschwenkt, so dass ihre kleinen Bediensteten die Köpfe einziehen. Dabei sind sie darauf bedacht, die Schleppe der Hohepriesterin zurechtzuzupfen oder ihr Kissen vor die Füße zu legen. Später öffnet die Hohepriesterin einen Geldkoffer und entnimmt Scheine und rote Umschläge mit Geld. Sie gibt sie weiter an ihre Leute, die das Geld dann im Publikum verteilen, auch Max und Ich gehen nicht leer aus.. Befremdet halte ich das Geld in der Hand.. das sollen wir dann bestimmt doch wieder an den Altar geben? Die Leute um uns herum stecken sich das Geld in die Taschen. Ok^^ Zwischendurch wird Max noch eine Frucht mit einem Blatt umwickelt gereicht. Er soll sie essen. Kauend sitzt er neben mir, kaut und kaut.. irgendwann sagt er ¨ oh, ich glaube da ist irgendwas drin, die Lichter flimmern so..mir ist ein bisschen schwummerig¨ Neeeiiin 😀 Zum Glück haben wir noch eine Plastiktüte dabei, da kann Max das ganze dann einigermaßen diskret entsorgen 😛 Dann geht unter großem Gejubel des Publikums der erste Geldregen (1000 und 5000 VND-Scheine (ca. 4 und 25 Cent)) auf uns hernieder und die Leute greifen ordentlich zu und stoßen uns immer wieder an ¨los, los, holt euch was¨, pflichtbewusst heben wir auch den einen oder anderen Schein (ganz frisch und neu übrigens) auf. So geht die Zeremonie ihren Gang, mit Fackeln fuchteltn, Geld verteilen (hier oft so etwas wie 2-Euro Scheine, also eine Runde Mittagessen für Max und mich), und Geld werfen..Gegen 15 Uhr eisen wir uns dann los, wir wollen nicht im Dunkeln zurück nach Ha Noi fahren. Wir werden von der Hohepriesterin verabschiedet, unser Versuch, selbst Geld abzugeben funktioniert nicht, stattdessen bekommen wir (wie die Kommittee-Mitglieder) noch eine Riesenpackung Oreo-Kekse und einen Wandkalender mit Fotos aus der Tempelanlage und der Hohepriestern… ein verrückter Tag 😀

Die Tage in Ha Noi gehen vor allem dafür drauf, einen Radladen zu finden, der ein Hinterrad-Ritzel für mich hätte, mal wieder Fehlanzeige, dafür viel Gegurke im verrückten Verkehr (nochmal ne Ecke unsortierter als in China, alle fahren, fast niemand bleibt stehen, die Fahrtrichtung ist auch nur ein Vorschlag, aber keiner regt sich auf, jeder scheint schon jederzeit bereit zu bremsen, beim links-abbiegen gilt dann auch spontaner Linksverkehr ^^). Mal macht es Spaß anarchistisch zu fahren, aber zumeist bin ich nur froh, heil von A nach B gekommen zu sein. Angeguckt haben wir uns den Literaturtempel und das Ho-Chi-Minh-Mausoleum (von außen :P).

Dann geht unsere Reise auch wieder weiter. Richtung Norden in den Ba Be Nationalpark. Die Leute sind wieder sehr freundlich und im Gegensatz zu Ha Noi und Cat Ba, wo wir einfach nur Touristen zum Ausnehmen sind, freuen sich die Leute, denen wir unterweges begegnen uns zu sehen, oft bekommen wir Dinge geschenkt und Kindergruppen rasten gerne in ¨Hello¨ und ¨Goodbye¨-Gekreische aus :D. Die 3 Fahrttage in den BaBe Nationalpark sind relativ ruhig und laufen nach dem Muster fahren, Frühstücken, fahren, Pho-Suppe (Nudelsuppe mit Rindfleisch, dazu oft frische Salat- und Kräuterblätter, zum selber würzen Knoblauchwasser, Chilipaste, Fischsauce und Limonen) zum Mittag, fahren, Internetpause im Café, fahren, zelten..

Im BaBe Nationalpark haben wir uns über Weihnachten ein gemütliches Hotel ausgesucht, entspannte Atmosphäre (gerade sind wir die einzigen Gäste), eine nette Hotelbetreiberfamily und sehr leckeres Essen.

Dazu ein paar Ausflüge durch den Park, einmal auch per Roller. Gestern haben wir uns eine riesige Tropfsteinhöhle angegeuckt. Wir waren ganz alleine da drin, die Stille dröhnte in den Ohren, unterbrochen von Tropfgeräuschen oder unserem Flüstern.. Schön 🙂

Habt schöne Weihnachtsfeiertage mit (weitgehend^^) guter Stimmung und leckerem Essen, ich hoffe, es regnet nicht zu viel (wie mir meine gmx-news vorhergesagt haben ;P). Wir fahren morgen weiter, Richtung Laos. Neujahr ist in Vietnam erst am 1. Februar, da sind wir dann unter Umständen schon wieder zurück.. Guten Rutsch und bis bald!

**magendarm seit beihai

2 Replies to “Ab nach Vietnam”

  1. Das hat sich ja wie ein Fiebertraum gelesen… Mit dem Geldregen, den Drogen und so weiter:D West Welt menschen 😀 passt auf euch auf und lasst euch vom Regen nicht die Laune verderben 🙂
    Lg Tim

  2. Umwerfende Bilder! Danke! euch einen guten einstieg mit weniger Regen ins neue Jahr…..sollte ich das jetzt erst in Februar wünschen? Weiterhin entspannte Ausdauer!
    Lg Ina

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