Unterwegs in den Bergen

Gestärkt mit dem Hotel Kahvalti (Frühstück^^) machen wir uns auf den Weg. Ein kurzes Abschiedsfoto von Amasya auf der Fischerbrücke, und schon sind wir wieder auf der Straße. Folgen zunächst einem kleinen Weg etwas oberhalb des Flusses, hier ist es ruhig und beschaulich mit vielen Kirschplantagen. Max bekommt von einem “Kirschbauern” einen Riesenbeutel voll mit Kirschen geschenkt (bestimmt so an die 3 kg..). Dann fahren wir wieder auf die Hauptstraße. Hier treffen wir auf Jordi, einen Niederländer (26), der sich aus Portugal auf den Weg nach Nepal gemacht hat. Er ist seit Anfang März unterwegs. Da wir die gleiche Straße für einige Zeit nehmen werden, fahren wir zusammen weiter. Nach 83 km entfliehen wir dem Gewitter in einen Unterstand nahe der Hauptstraße und übernachten auch dort.

Am nächsten Morgen geht es recht zügig weiter, für kurze Zeit ist es noch kühl, dann knallt die Sonne und es wird sehr heiß. Im großen und ganzen geht es nun langsam bergauf. Wir pausieren öfters und nach ca. 40 km lassen wir uns für eine späte Mittagspause (so gegen 14:30) am Rande eines Heufelds nieder. Bauer & Bäuerin kommen, um das Heu zusammen zu schieben und sind dann auch wieder verschwunden. Jordi geht es aber gar nicht gut, er muss sich mehrfach übergeben und ist ganz K.O., er kennt das aber schon und ist ganz ruhig dabei, so kommt keine Panik wegen eines möglichen Sonnenstichs o.ä. auf….Weiterfahren kommt jetzt nicht mehr in Frage, wir schlagen die Zelte später an einer etwas versteckteren Stelle auf und übernachten hier. Als Max und ich im Dunkeln noch ein bisschen was essen, hält plötzlich ein Auto an der Straße an. Ein Mann steigt aus läuft mit einer starken Taschenlampe durch die Gegend.. etwas gruselig… er leuchtet auch in unsere Richtung, ob er uns oder die Zelte gesehen hat, wissen wir nicht. Dann fährt er wieder davon..die Nacht ist ruhig 🙂

Am nächsten Morgen steht Jordi wieder senkrecht, und die Fahrt geht weiter. Immer weiter bergauf, die Sonne knallt schon wieder ordentlich. An einem Brunnen am Straßenrand machen wir Halt, dort gibt es auch oft kleine selbstgebaute Teebuden, so auch hier und der Besitzer lädt uns zu einem Çay ein. Jordi hat einen Gastgeber im ca. 23 km entfernten Reşadiye, wir wollen heute aber noch weiterfahren, und so trennen sich unsere Wege im Schatten des Teehauses. In den ersten Minuten ist es direkt komisch, dass wir wieder “alleine” unterwegs sind..In Reşadiye decken wir uns ordentlich mit Essen ein, nach insgesamt ca. 40 km machen wir Mittagspause. Später gibt’s noch ne spontane Fahrradwäsche an einer Tankstelle und nach ca. 81 km finden wir einen schönen Campingplatz auf einer Wiese, die erhöht über der Straße liegt.

Am nächsten Morgen hören wir Stimmen im Zelt 😀 Ein Bauernpärchen ist schon da, um sich um ein benachbartes Feld/Garten zu kümmern. Wir grüßen uns und nach kurzer Zeit kommt die Frau mit einem Eimer voll mit Aprikosen und Erdbeeren zu uns und übergibt uns resolut den gesamten Inhalt :). Weiterhin geht die Strecke bergauf, aber zumeist mit sehr moderaten Steigungen. Wir merken aber durchaus, das die Muskeln ganz schön zu arbeiten haben..Max findet am Straßenrand mal wieder eine Minischildkröte *süüß* 🙂 Wir setzten sie ins Gebüsch und versuchen ihren möglichen Straßenüberquerungsplan mit einer Aprikose zu vereiteln.. es scheint zu gelingen ^^. Abends schlagen wir unser Zelt hinter Bäumen auf einer Riesenwiese in ca. 1520m Höhe. Generell ist die Gegend relativ schwach besiedelt und viel Fläche sind einfach nur weite Wiesen.

Am nächsten Tag wartet noch ein kleiner Anstieg auf uns, danach ein schöner Ausblick über einen Stausee. Im nahe gelegenen Dorf kaufen wir ein und danach schlängelt sich der Weg schön durch schmale Täler an einem Fluss entlang. Die Wegränder und Wiesen sind voller Blumen, pink, gelb, lila, blau, dazwischen extrem roter Klatschmohn..Einer der bisher schönsten Wege! Nach der Mittagspause am Fluss geht es weiter bergauf, nun wird die Strecke sehr anstrengend. Zeitlich wird es heute auch eher knapp, wir müssen noch einkaufen und wollen daher noch bis zur nächsten Stadt fahren. Unseren Campingplatz finden wir erst im Dunkeln und fallen nach dem Essen platt ins Zelt. Unser nächstes Ruheziel heißt Bayburt, bis dahin sind es noch ca. 105 km. So wissen wir, dass wir an den nächsten beiden Tagen gar nicht so weit fahren “müssen”..

An den nächsten beiden Tagen fahren wir Richtung Bayburt, nach wie vor viel bergauf. Dazu sticht mich noch irgendein garstiges Vieh (Bremse oder sowas??) direkt neben das Auge, dass dann an den nächsten Tagen schön matschig anschwillt.. Am zweiten Tag ist die Strecke zum Glück flacher, ich bin schon wieder ganz schön K.O. Kurz vor Bayburt erwischt uns noch ein Gewitter, dass wir aber gut in der Bushaltestelle (mit Glastüren^^) aussitzen können. War vielleicht auch ganz gut, denn als wir das Stadtzentrum von Bayburt erreichen, werden gerade Absperrungen und Technik von einer AKP-Wahlkampfveranstaltung abgebaut.. Wir finden nach einigem Suchen ein Hotelzimmer, der Rezeptionist fragt Max ob wir verheiratet sind – Natürlich ^^ und ob wir ein “marriage certificate” hätten – Hm nö :D. Ist aber auch OK. So waren wir gestern und heute sehr faul und haben das Zimmer kaum verlassen.

Bis zur georgischen Grenze sind es noch gute 400 km..morgen geht unsere Tour weiter, die Strecke wird erstmal bergab gehen (von 1600 m runter auf ca. 600 m, verteilt auf knappe 200 km), danach müssen wir aber wieder hoch so auf 2000 m, der Grenzübergang liegt bei 1800 m. So das waren die Lottozahlen aus der Türkei 😀 Wir melden uns bald wieder! Genießt das Sommerwetter!

6 Replies to “Unterwegs in den Bergen”

  1. Und ab geht die Post! …..und immer schön darauf achten, dass die Bremsen nicht heiß laufen!….schade nur das ihr auch alles wieder hoch müsst! Was vermisst ihr auf eurer Tour am meisten?

    1. Hallo liebe Tante Anonymous 😉
      im Moment vermissen wir ein gutes Bier 🙂 Das Efes schmeckt leider nicht. Und natürlich mal ein gutes Sauerteigbrot (ihr seid noch dran, oder?).. ansonsten sind wir aber top versorgt! So etwas wie Heimweh ist noch nicht aufgetreten, mal sehen, wann uns das packt 🙂

      1. Ja das Brot ist klasse! Da werde ich mir wohl auch bald mal was abzwacken und verköstigen! So langsam ist der Dreh raus wie was wann rein muss;) es schmeckt klasse. Wenn ihr irgendwann zurück seid gibt es dann die Kostprobe.

  2. Hey ihr zwei, tolle Berichte, Erlebnisse und Fotos!! Wunderbar, dass ihr unterwegs mit Obst versorgt werdet – herrlich das Bild mit der Schildkröte!! Und diese stachelige Blüte ist auch sehr interessant! Ist alles wieder abgeschwollen am Auge, Vanessa? Bekommt ihr die WM mit? Mal sehen ob wir die Wikinger bezwingen 😃 Glg a&j

    1. Hey liebe Anja 🙂
      Dem Auge geht’s wieder gut, an einem Mückenstich hätte ich bestimmt länger “Freude” gehabt..Die WM bekommen wir nur aus dem Augenwinkel mit (hin und wieder hören wir DLF Nachrichten). Hier ist sie nicht so das große Thema, die Türkei spielt ja gar nicht mit, wie wir heute erfahren haben ^^
      Seid ihr da im Fußballfieber :)?

      Viele liebe Grüße an euch beide!

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